Freiheit oder ….

Hm. So große Worte. Mit so wenig Inhalt. Hohles Gelaber, bezogen auf das Große und Ganze. Wobei mir nicht mal so richtig klar ist, was das „Große&Ganze“ eigentlich ist. Irgendwelche Partei-Hanseln sind’s jedenfalls nicht. Dann vielleicht das Volk? Die schweigende Mehrheit? Oder doch die quakende Minderheit? Denn immerhin ist die lauter und vermittelt uns drum unentwegt den Eindruck, wir lebten in einer Gesellschaft voll weinender Betroffenheitsträger, die bis zum Ei-Strich voll mit politisch korrekten Gedanken sind. Flankiert von entsetzlich vielen seriellen Kinder-Ganoven. Die wiederum hauptsächlich in der Bildzeitung leben.
Also mich überzeugt nix davon.
Soziale Gerechtigkeit war immer nur ein Abfall-Produkt eines sich im Glück wälzenden Kapitalismus. Und Freiheit war hierzulande auch nie so recht die der Andersdenkenden sondern eher die der Mallorca- und DomRep-Reisenden samt garantierter Sonnenliege.
Wie frei möchte unser Volk denn eigentlich sein?
Immerhin haben wir in den letzten 70 Jahren zwei respektable Diktaturen an die Macht gewählt oder zumindest nicht genug getan, um sie zu verhindern. Und beide Male brauchten wir irgendwelche vertrottelten Anderen um auf den Pfad der freiheitlichen Tugend zurückzukehren. Oder überhaupt auf einen irgendwie humanen Pfad. So was Dummes aber auch. Dabei sind wir doch das Volk der Dichter und Denker.
Na gut. Heißt ja nicht: Der guten Dichter und begnadeten Denker.
Aber mal ehrlich. Wie frei möchten denn nun alle sein?
Wenn sie was dafür tun müssten?
Außer dichten und denken, ganz klar.
Äh…natürlich im vorgegebenen Rahmen, denn wo kämen wir denn da hin, wenn alle einfach so wild drauflos dächten. Von der Anstrengung mal ganz abgesehen. Ich persönlich würde alles drauf verwetten, dass Freiheit im Denken so gut wie keine Rolle spielt.
Dann vielleicht doch Soziale Gerechtigkeit?
Andererseits, was bedeutet das eigentlich? Das ich kriege, was ich will? Oder dass ich genug AB-kriege um angenehm zu leben? Bis letztes Jahr hätte ich dazu gesagt, dass kann ja gar nicht machbar sein. Dabei würde sich der Staat, der ja im Grunde nur ein Konstrukt aus den Steuergeldern des ganzen Volkes ist, so schwer übernehmen, dass wir alle über kurz oder lang pleite wären.
Das war ein Irrtum. Und zwar ein gewaltiger.
Wie es scheint ist soviel überflüssiges Geld da, eingesammelt aus unseren Taschen, wie niemals irgendwer von uns gedacht hätte. Aber sehen werden wir – also das Volk – davon trotzdem nix. Wieso? Na, weil das ja blöde wäre. Von denen, die es eingesammelt haben. Mit unserem Segen. Schließlich sammelt keiner Geld ein, um es dann denen wieder zu geben, von denen es eingesammelt wurde. Stimmt's? Klingt bescheuert. Wo es am Ende wirklich hinkommt, ist ja beinahe schon egal. Denn wir haben eh keinen Einfluss drauf.
Weil, siehe oben, die Soziale Gerechtigkeit blabla … sich im Glück wälzender Kapitalismus und so weiter. Ein im Pech vor sich hin barmender Kapitalismus braucht das ergaunerte Geld selber. Das ist übrigens die einzige Neuerung. So deutlich sind uns die wahren Machtverhältnisse noch nie vor Augen gehalten worden. Ach Unfug. Mitten ins apathische Gesicht geschlagen worden. Ja ja. So unmissverständlich hat uns vorher niemand wissen lassen, dass wir ein Haufen total zu vernachlässigender Trottel sind. Der sich brav seine Nachtmützchen über die Ohren zieht. Auch ohne extra Aufforderung.
Dont worry! Be cool!
Kauft Plastik-Armbändchen, grillt Würstchen und nennt jeden, der sich auflehnt einen bösen, gemeinen Aufrührer. Der sowieso nur Krawall machen will.
Ruhe ist die erste Bürgerpflicht! Und wenn wir mal wieder alle ganz still sind und alles geschehen lassen, triffst uns vielleicht nicht. Also speziell jetzt das jeweilige Mich. Es gibt ja genügende Dichs. Fast Hundert Millionen, bevor ich mal dran wäre. Und das glaube ich sowieso nicht. Weil in der Zeitung gestanden hat, dass es MICH nie trifft. Und was da steht….
Ein kleines Trostwort ans letzte Trüppchen der resignierenden Aufrechten.
Ich habe gestern ein Blog gelesen, das mich erstaunt hat.
Da kämpft eine Frau, die sich selbst-ironisch „anders normal“ nennt, wie weiland Dona Quijota gegen die Windmühlen des täglichen Lebens. Oder sollte ich eher sagen: Gegen die Angepassten, die ihre Memmen-Herzen durch kollektives Rumgetrampel auf den paar wirklich Anderen beschwichtigen wollen? Und trotzdem kämpft sie weiter. Nicht schrill, nicht aufgeregt. Eben einfach so. Weil es ja weitergehen muss. Und weil vielleicht irgendwann ein paar bescheidene Wünsche wahr werden könnten.
Da ziehe ich doch ganz aufrichtig meinen Hut vor.
Und zu den anderen, die sich wie immer null angesprochen fühlen.
Wie gemein. Ist doch das Leben!
Wenn das Spiegelbild so kläglich wie runtergekommen ist.
Und ich bin mal wieder wirklich stolz auf uns!

NoXxLynXx - 1. Mai, 20:45