Eine Kollektion für vollschlanke Katzen…

Gäbe es eine Kollektion für vollschlanke Katzen, deren Selbstbewusstsein durch die auf dem Markt befindliche Mode eh nicht gerade gehoben wäre, käme sie sicher nicht aus den schaurigen Händen des Meisters der jenseitigen Schrumpeligkeit: Karl (ich bin so dünn wie meine Models!) Lagerfeld.
„Freiheit!“ so ruft Herr Lagerfeld pathetisch, empfindet er als das „höchste Gut überhaupt!“ Damit hat er dann allerdings sicher nur sich selbst und seine bizarren Ansichten gemeint, deren freie Verbreitung er sowohl als Wiedergänger längst verstorbener Mode-Verbrechen propagiert wie auch - mit gleichem Alterstarrsinn – seine Vorliebe für fast verhungerte Kinder, die sich in seinen Krempel gehüllt über die Laufstege schleppen.
Was hat er auch zu befürchten?
Kritiker sicher nicht. Denn das, was sich da rumschleimend durch die verschiedenen Galas frisst und zwischen zwei Häppchen Sätze wie: „Jeans-Höschen in Slip-Form passen zu schmal taillierten Jacken!“ ins Head-Set flüstert, müsste jedes Mal, wenn es sich als „Modekritiker“ vorstellt, auf der Stelle eins übergebraten kriegen.
Ja, sie sind längst Legenden, jene wahren Mode-Kritiker, die heute passenderweise nur noch in Hollywood-Filmen vorkommen. Was die Sache ja eigentlich klar macht. Denn alles, was in Hollywood zu Filmen verheizt wird ist lange dahin, eingesargt, mausetot. Eben nur noch Legende.
Herr Lagerfeld, der Schuhe mit kleinen Geldbörsen an den Riemchen als Innovation feiern lässt, während sein übriges Zeug mit Goldpailletten und Perlenschnüren übersäht, ganz offensichtlich beim Marlene-Look abkupfert ist, reagiert ungnädig auf Vergleiche mit der Vergangenheit: „Heute ist heute, gestern ist gestern, die Zukunft ist die Zeit, die übrig bleibt.“
Ja. Darauf wäre auch niemand von selbst gekommen. Man wünscht der Mode oder dem faulenden Kadaver dessen, was sich mal Mode nannte, dass die Zeit, die übrig bleibt, sich nicht mehr allzu lang ausdehnen mag.
Möglicherweise erhebt sich der traurige Überrest ja doch noch vom Totenbett wenn erst die Lagerfelds samt ihren Musen von der Bildfläche verschwunden sind. Möglicherweise bleiben dann den paar echten Kritikern unter der Menschheit Koma verursachende Anblicke wie: „Eine sternenübersäter dunkelblauer Shorts-Anzug mit rot-weißem Taillenbund!“ als der NEUESTE, TOLLSTE mit Worte kaum zu beschreibende kreative Auswurf erspart.
Möglicherweise triumphieren eines Tages doch noch die vollschlanken Katzen.
Und was sagt Herr Lagerfeld dazu?
„Es gibt nichts Schlimmeres als Selbstgefälligkeit.“
Dem wäre nichts mehr hinzuzufügen.

NoXxLynXx - 8. Mai, 17:17