Herr Dragomir und die Steuern

Gestern Nacht träumte ich – nein, nicht von Mandaley – von Herrn Dragomir. Das mag daran liegen, dass eine ansonsten wirklich angenehme Freundin nichts Besseres zu tun hatte, als mir Herrn Dragomirs Bild für vermutlich sehr, sehr lange Zeit in den unwilligen Kopf zu pflanzen.
Das verstehen Sie nicht? Nun, Herr Dragomir ist anscheinend so was wie mein visuelles Pendant zu Schlappi. Ah! Na bitte. Und hoffentlich hören Sie jetzt für den Rest der Woche das verdammte Geseire. Das geschieht Ihnen nur Recht.
Wo war ich?
Ach ja. Herr Dragomir.
Herr Dragomir – so die recht eindringliche Beschreibung - stand in stiller Würde auf einem Tisch und guckte. Eine Aussage, die man sicher ohne allzu große Verrenkungen dem weiten Feld des vollkommenen Nonsens zuordnen darf. Warum, fragen Sie sich jetzt sicher, hat mich dann ausgerechnet dieses Bild so gefesselt, dass ich sogar davon träumte?
Ganz einfach. Weil ich während eines Telefonats das Herauskramen von Herrn Dragomir aus den unendlichen Tiefen des mit mir befreundeten Bewusstseins zutiefst bemängelte. (Und wie gemein, mir ausgerechnet NEID zu unterstellen. Nur weil ich Herrn Dragomir nicht gesehen habe!) Na, wie dem auch sei. War das sonst so nette Bewusstsein etwa zerknirscht? Wie ich das hätte erwarten dürfen? Nein. Nicht im Mindesten. Viel schlimmer. Ohne auch nur den Hauch von Schuldbewusstsein schwatzte es fröhlich über:
Das deutsche Steuer-Loch!
Und das Angebot deutscher Reicher, gleich freiwillig mehr Steuern zu zahlen. Also bevor die selbst-namige Steuer sie dazu zwingen könnte. Die aber dann ja wiederum überflüssig wird. Weil alle Reichen ganz von selbst….
Ja klar. Und Herrn Dragomir wachsen derweil ein Paar Flügelchen, mit denen er dann ein fröhliches Rünchchen um Herrn Steinbrücks dusslige Rübe dreht.
Hähä. Ja.
Na bitte.
Da haben Sie den Salat.
Man soll ja immer zugunsten des Verdächtigten und so weiter. Aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass Herrn Dragomir Unrecht getan wurde. Denn der stand ja nur, wenn auch esoterisch beseelt, still auf seinem Tisch. Und guckte. Ja. Gut. Laut seinem Werbe-Prospektchen wohl allen „Mitten ins Herz!“. Und wie ungerecht ist doch die Welt, dass nicht ich dort sein konnte. Wie gern hätte ich Herrn Dragomir in mein Herz gucken lassen! Denn das ist lustig und bunt! Jaja. Glauben Sie’s ruhig. Bunt. Nicht so schwarz, wie dieses gemeine Dings voller Häme.
Ach. Armer Herr Boromir. Äh. Dragomir.
Denn statt in meiner Erinnerung auf ewig mit göttergleichem Blick auf einem Podest vor sich hin zu starren, ist er nun nicht mehr als Vor- oder An-Hängsel der deutschen Steuerpolitik. Schlimmer noch. Soweit es meinen Traum betrifft, war Herr Dragomir wahrhaftig nur ein Abfall-Produkt des vor sich hin schwallenden Herrn Steinbrücks. Der auf einem Tisch stand und starrte.
Und nun sagen Sie selbst.
Hat Herr Dragomir das verdient?

NoXxLynXx - 18. Mai, 19:19