Die verlorene Ehre des Intellektuellen Jessen

Heute, kurz vor meiner Mittagspause, war ich ratlos.
Ich hatte kein Thema.
Ja, wirklich. Mir wollte nix einfallen. Das Tagesgeschehen, meist mein Lieferant, gibt auch kaum noch was her. Außer den üblichen traurigen Katastrophen. Und wer möchte darüber schon was lesen?
Da verschlug mich mein Schicksal ins Forum von Bookrix.
Und siehe da.
Dort lauerte mein heutiger Schreib-Stoff.
Na gut.
Da lauert immer irgendwas. Und meistens nix Aufregendes. Nicht dass ich die Beschreibung eines Zahnarztes, er extrahiere einen Weisheitszahn in Rekord-Zeit während er gleichzeitig auf die Tastatur haut um im Bx-Forum ganztägig Seltsames zum Besten geben zu können, ein Musik-Stückchen komponiert und dem armen Opfer seine selbst verfassten Geschichten erzählt, nicht zu würdigen wüsste.
Aber wie Sie sicher erkennen, war’s das dann auch schon.
Mehr gibt so was nicht wirklich her.
Außer dass nun sicher einige von Ihnen - um ihre eh fragwürdige Sicherheit beim Zahnarzt-Besuch besorgt - sicher gern wüssten, wo dieser spezielle Herr praktiziert. Den ich übrigens ganz subjektiv verdächtige lustige Substanzen zu sich zu nehmen, die mit zunehmender Tages-Zeit verblüffende Ergebnisse in Orthografie, Grammatik und Syntax entfesseln können.
Ach ja. Wegen der Verortung.
Tja. Da kann ich Ihnen leider auch nicht weiterhelfen.
Wesentlich erbaulicher fand ich dagegen eine Diskussion über einen Artikel des Herrn Jessen. Der darin die verletzte Würde der Intellektuellen weitschweifig beklagt. Dazu hat er sich – breitflächig – das Thema „Demokratie im Net“ ausgesucht. Denn auch ein Jessen braucht noch einen Aufhänger. Direkt zu sagen: „Ich bin schlau und alle anderen bekloppt! Und wer das nicht anerkennt gehört zum Abschaum!“ hat sich selbst der nicht getraut.
Was ich schade finde.
Denn man(n) sollte ja zu seinen Überzeugungen stehen.
Und Herr Jessen, der im Internet eine „bildungs-ferne Mittelschicht (siehe PISA!) anhämt, der Unterschicht eh nur ein paar schaudernde Ekel-Gedanken zu widmen imstande ist und dem Intellektuellen an sich als gekränkte Net-Leberwurst das Fähnchen halten will, lässt ja ansonsten kaum Zweifel an seiner Gesinnung.
Er faselt von „Würde“ und „Bolschewismus“ haut noch ein paar Reiz-Wörter wie „pathetisch“ und „dringend notwendige, aber wohl nicht erwünschte Wissens-Weitergabe“ dazu und beklagt doch nur auf eine eher weinerliche Art die fiese, ungerechte Welt.
Die es jedem Krethi und Plethi ermöglicht, zum Beispiel IHN – einen ganz klar ober-schlauem Intellektuellen – im Net anzupöbeln. Weshalb er sich dumm (!) stellen muss. Also im Net. Und dass selbst dann, wenn er sich als Ober-Schlauling outet. Woraufhin das ordinäre Pack, getarnt durch allerlei Aliasse, nicht etwa vor Ehrfurcht erstarrt. Nee. Die haun unbeeindruckt weiter auf ihn ein.
Das ist natürlich ganz klar ein Fall von Dumpfbacken-Herrschaft.
Und wer könnte das schon wollen?
Na gut.
Die Dumpfbacken.
Und die sind auch noch in der Überzahl.
Rattenschmutz!

NoXxLynXx - 10. Jun, 19:19