Faschismusgefahr im Nagelstudio
oder
Warum Herr Ahrens der Land-Bevölkerung
nicht traut

Herr Ahrens, anscheinend eine Art Schriftsteller, hat ein Provinzlexikon verfasst.
Das ich klarerweise nicht gelesen habe.
Warum auch? Herr Ahrens ist in der beneidenswerten Lage, mit ein paar markigen Worten den gesamten Inhalt seines Werkes auf den Punkt zu bringen. Tatsächlich ist er sogar einer der ganz wenigen, dessen gewählter Buch-Unter-Titel allein schon gereicht hätte. Will sagen, der Inhalt ist ja mehr oder weniger (hier eher mehr) überflüssig. Wenn man Herrn Ahrens Ahnungen sowieso klar erkennen kann.
Wer will sich da noch die sicherlich verkaufsfördernde aber sicherlich auch nicht weniger öde Botschaft antun?
Mutigere - oder wahrer gesagt mit seltenem Langmut und einem ausgeprägten Sinn für langweiliges Allerwelts-Geschwafel gesegnete - Leser könnten sich ja noch den Klappentext reinziehen.
Mir sprang er sozusagen von selbst ins Auge.
Wirklich! Zumindest die ersten zwei Sätze des Artikels über Herrn Ahrens Werk konnte ich gar nicht übersehen. Denn aus irgendeinem Grund entschloss sich Yahoo heute morgen, mir meinen Nachrichtenteil in Riesen-Buchstaben zu präsentieren. Also sah ich – gezwungenermaßen – und bevor ich den Mist fort-klicken konnte, noch die Worte „übermäßige viele Tätowierer auf dem Land“ und „ländliche Dumpfbacken“.
So so. Na sicher doch.
Das erklärt’s dann. Und versetzt sowohl mich, wie auch jeden anderen in die Lage, Herrn Ahrens Werk zu vollenden. Sie auch, da habe ich gar keinen Zweifel. Denn machen wir uns nix vor. In ländlichen Gegenden, wo übermäßig viele Tätowierer den dortigen Dumpfbacken sicherlich lauter Nazi-Symbole auf die dörflichen Körperteile platzieren, muss per se schon ein Haufen faschistoider Trottel hausen.
Sicher. Hie und da erfreulicherweise aufgelockert durch den einen oder anderen Herrn Ahrens-Verschnitt, der dann allerdings sofort in schwere und hundertpro unverschuldete Konflikte mit den geistigen Not-Flöten (aka Landbewohnern) stürzt, wenn er sich berechtigterweise über gakende Gockel-Hähne oder muhende Kühe aufregt.
Selbstverständlich vor Gericht!
Wo kämen wir denn da auch hin.
Auf dem Land hat so eine Land-Bevölkerung einfach nix zu suchen. Und schon gar nicht in den begehrten alten Bauern-Höfen und Fachwerk-Häusern. Die sich die Ahrens dieser Welt völlig zu Recht als billige Alters-Wohnsitze ergaunern äh aneignen (verdammt!) anschaffen wollen. Schließlich kann die Land-Bevölkerung ja ihren Lebens-Abend in der Stadt verbringen. Wo sie sich auch sofort heimisch fühlen wird. Denn sagen wir’s mal ganz offen. Die größten Anballungen faschistoider Trottel gibt’s in den Städten. Wo die auch ihre Zentralen haben. Von denen aus die allseits bekannten Aufmärsche auf dem Land geplant werden. Nicht etwa weil sie sich da mehr Zuspruch erhoffen.
Ach wo.
Nein. Weil die dortigen Behörden meist nicht so gerissen sind, wie die städtischen. Deren langjährige, oft sogar über Generationen hinweg vererbten Verwaltungs-Posten klarerweise mit Leuten besetzt sind, die sich bestens im Paragraphen-Dschungel auskennen. Zum Beispiel, wo sich solcherlei versteckte Passagen wie Demonstrations-Verbot ohne nähere Begründung etc. befinden. Während so ein tätowierter Dumpfbacken-Bürgermeister ….
Na ja, den Rest kann ich mir sicher sparen. Einen so prägnant Ahrensschen Gedanken-Gang können Sie gut auch selber ergänzen. Nehmen Sie halt ein x-beliebiges Filmchen oder Serien-Teilchen, das ganz oder streckenweise auf dem Land spielt. Da haben Sie’s ja schon. Also das ganze Ahrenssche Laber-Bla. Fette, Zigarren rauchende Sheriffs mit ebenso fetten, tückisch blickenden Frauen. Klarerweise mit Lockenwicklern auf dem Kopf, Leggins an den Schwabbel-Beinen und Schlappen an den Press-Wurst-Füßen. Die verständnisvoll grinsend einem Haufen feistgesichtiger Glatzen mit Springer-Stiefeln zuzwinkern.
Donnerwetter.
Ich hab ein Déjà-vu! Ich glaube genau die Szene habe ich neulich hier auf einem der größeren Markt-Plätze erlebt. Zum x-ten Mal? Und dabei lebe ich doch eigentlich in einer ziemlich großen Stadt. Im tiefen Westen. Hm? Machen etwa die von Herrn Ahrens beschriebenen faschistoiden Dorf-Trottel genau dann ihre Tages-Ausflüge in die Großstadt, wenn ich einkaufen gehe? Und haben die einen Vorab-Plan, wo ich dann hin will? Oje?! Springt der ganze Haufen – nachdem die mitgebrachte Wahrsagerin meinen Aufenthalt in einer Kartoffel-Knolle gesehen hat - aufs Pferde-Gespann und pest genau da hin, wo ich mich aufhalte?
Spooky!
Oder ist das alles großer Mist. Und es gibt überall tätowierte und un-tätowierte Dumpfbacken? Jeder politischen Couleur? Und hat die geistige Verrohung am Ende nicht mal was mit Tätowierern zu tun? Und müsste man das Herrn Ahrens nicht vielleicht doch besser mal erzählen?
Ach wo.
Das weiß der bestimmt auch selber. Allerdings macht sich ein wirklicher Bericht nicht annähernd so gut wie der verkaufsfördernde Dumpfug von der gruseligen Land-Bevölkerung. Der Herrn Ahrens genug Geld einbringt. Mit dem er sich dann seine Ho-Ho-Ho-Chi-Minh-Tattoos weg-lasern lassen und ein nettes altes Bauern-Gehöft erstehen kann. Von so einem dussligen Land-Ei. Das ihm nicht das Wasser reichen kann. Soll. Darf.
Da fällt mir ein.
Ich bin ein Land-Ei.
Ein so richtig fieses.

Warum Herr Ahrens der Land-Bevölkerung
nicht traut

Herr Ahrens, anscheinend eine Art Schriftsteller, hat ein Provinzlexikon verfasst.
Das ich klarerweise nicht gelesen habe.
Warum auch? Herr Ahrens ist in der beneidenswerten Lage, mit ein paar markigen Worten den gesamten Inhalt seines Werkes auf den Punkt zu bringen. Tatsächlich ist er sogar einer der ganz wenigen, dessen gewählter Buch-Unter-Titel allein schon gereicht hätte. Will sagen, der Inhalt ist ja mehr oder weniger (hier eher mehr) überflüssig. Wenn man Herrn Ahrens Ahnungen sowieso klar erkennen kann.
Wer will sich da noch die sicherlich verkaufsfördernde aber sicherlich auch nicht weniger öde Botschaft antun?
Mutigere - oder wahrer gesagt mit seltenem Langmut und einem ausgeprägten Sinn für langweiliges Allerwelts-Geschwafel gesegnete - Leser könnten sich ja noch den Klappentext reinziehen.
Mir sprang er sozusagen von selbst ins Auge.
Wirklich! Zumindest die ersten zwei Sätze des Artikels über Herrn Ahrens Werk konnte ich gar nicht übersehen. Denn aus irgendeinem Grund entschloss sich Yahoo heute morgen, mir meinen Nachrichtenteil in Riesen-Buchstaben zu präsentieren. Also sah ich – gezwungenermaßen – und bevor ich den Mist fort-klicken konnte, noch die Worte „übermäßige viele Tätowierer auf dem Land“ und „ländliche Dumpfbacken“.
So so. Na sicher doch.
Das erklärt’s dann. Und versetzt sowohl mich, wie auch jeden anderen in die Lage, Herrn Ahrens Werk zu vollenden. Sie auch, da habe ich gar keinen Zweifel. Denn machen wir uns nix vor. In ländlichen Gegenden, wo übermäßig viele Tätowierer den dortigen Dumpfbacken sicherlich lauter Nazi-Symbole auf die dörflichen Körperteile platzieren, muss per se schon ein Haufen faschistoider Trottel hausen.
Sicher. Hie und da erfreulicherweise aufgelockert durch den einen oder anderen Herrn Ahrens-Verschnitt, der dann allerdings sofort in schwere und hundertpro unverschuldete Konflikte mit den geistigen Not-Flöten (aka Landbewohnern) stürzt, wenn er sich berechtigterweise über gakende Gockel-Hähne oder muhende Kühe aufregt.
Selbstverständlich vor Gericht!
Wo kämen wir denn da auch hin.
Auf dem Land hat so eine Land-Bevölkerung einfach nix zu suchen. Und schon gar nicht in den begehrten alten Bauern-Höfen und Fachwerk-Häusern. Die sich die Ahrens dieser Welt völlig zu Recht als billige Alters-Wohnsitze ergaunern äh aneignen (verdammt!) anschaffen wollen. Schließlich kann die Land-Bevölkerung ja ihren Lebens-Abend in der Stadt verbringen. Wo sie sich auch sofort heimisch fühlen wird. Denn sagen wir’s mal ganz offen. Die größten Anballungen faschistoider Trottel gibt’s in den Städten. Wo die auch ihre Zentralen haben. Von denen aus die allseits bekannten Aufmärsche auf dem Land geplant werden. Nicht etwa weil sie sich da mehr Zuspruch erhoffen.
Ach wo.
Nein. Weil die dortigen Behörden meist nicht so gerissen sind, wie die städtischen. Deren langjährige, oft sogar über Generationen hinweg vererbten Verwaltungs-Posten klarerweise mit Leuten besetzt sind, die sich bestens im Paragraphen-Dschungel auskennen. Zum Beispiel, wo sich solcherlei versteckte Passagen wie Demonstrations-Verbot ohne nähere Begründung etc. befinden. Während so ein tätowierter Dumpfbacken-Bürgermeister ….
Na ja, den Rest kann ich mir sicher sparen. Einen so prägnant Ahrensschen Gedanken-Gang können Sie gut auch selber ergänzen. Nehmen Sie halt ein x-beliebiges Filmchen oder Serien-Teilchen, das ganz oder streckenweise auf dem Land spielt. Da haben Sie’s ja schon. Also das ganze Ahrenssche Laber-Bla. Fette, Zigarren rauchende Sheriffs mit ebenso fetten, tückisch blickenden Frauen. Klarerweise mit Lockenwicklern auf dem Kopf, Leggins an den Schwabbel-Beinen und Schlappen an den Press-Wurst-Füßen. Die verständnisvoll grinsend einem Haufen feistgesichtiger Glatzen mit Springer-Stiefeln zuzwinkern.
Donnerwetter.
Ich hab ein Déjà-vu! Ich glaube genau die Szene habe ich neulich hier auf einem der größeren Markt-Plätze erlebt. Zum x-ten Mal? Und dabei lebe ich doch eigentlich in einer ziemlich großen Stadt. Im tiefen Westen. Hm? Machen etwa die von Herrn Ahrens beschriebenen faschistoiden Dorf-Trottel genau dann ihre Tages-Ausflüge in die Großstadt, wenn ich einkaufen gehe? Und haben die einen Vorab-Plan, wo ich dann hin will? Oje?! Springt der ganze Haufen – nachdem die mitgebrachte Wahrsagerin meinen Aufenthalt in einer Kartoffel-Knolle gesehen hat - aufs Pferde-Gespann und pest genau da hin, wo ich mich aufhalte?
Spooky!
Oder ist das alles großer Mist. Und es gibt überall tätowierte und un-tätowierte Dumpfbacken? Jeder politischen Couleur? Und hat die geistige Verrohung am Ende nicht mal was mit Tätowierern zu tun? Und müsste man das Herrn Ahrens nicht vielleicht doch besser mal erzählen?
Ach wo.
Das weiß der bestimmt auch selber. Allerdings macht sich ein wirklicher Bericht nicht annähernd so gut wie der verkaufsfördernde Dumpfug von der gruseligen Land-Bevölkerung. Der Herrn Ahrens genug Geld einbringt. Mit dem er sich dann seine Ho-Ho-Ho-Chi-Minh-Tattoos weg-lasern lassen und ein nettes altes Bauern-Gehöft erstehen kann. Von so einem dussligen Land-Ei. Das ihm nicht das Wasser reichen kann. Soll. Darf.
Da fällt mir ein.
Ich bin ein Land-Ei.
Ein so richtig fieses.

NoXxLynXx - 15. Jun, 19:19