Umfrage: Gemeinsames Geburtserlebnis trübt Liebesleben

Nicht jeder Mann ist dem Anblick einer gebärenden Frau gewachsen!
Sagt jeder achte Mann. Dazu sage ich, die sieben davor haben gelogen. Aber sind wir nicht so streng damit. Mit den zwangs-blickenden Männern. Denn eins will ich hier mal klar stellen. Nichts, aber schon gar nichts auf dieser und jeder anderen Welt könnte MICH dazu bewegen, einer Geburt beizuwohnen.
Sofern ich nicht aus offensichtlichen Gründen dazu gezwungen bin.
Dazu will ich den bisher noch Nicht-Gebärenden mal ein paar wichtige Details verraten, die beim üblichen Geschwafel über: „Die Geburt ist ein wunderbares Erlebnis! Eine märchenhafte, beinahe schon esoterisch-überirdische Erfahrung!“ aus notwendigen Art erhaltenden Gründen lieber unterschlagen werden.
Erstens: Eine Geburt macht die Gebärende selten -tatsächlich nie - schön(er). Vorsichtig ausgedrückt.
Zweitens: Der Anblick von allerlei sehr menschlichen, wenn auch nicht unbedingt appetitlichen oder gar fotogenen Ausscheidungs-Prozessen bei so einer Geburt ist (man konnte es sich denken) nicht unbedingt geeignet empfindsame Männer-Gemüter in neuer Liebe entflammen zu lassen.
Drittens: Sofern Sie als Frau nicht Scientology angehören und qua Dekret zur vornehmen Stille verpflichtet sind (hähä, ja genau) mangelt es zumindest mir an jeglicher Vorstellungskraft, warum ich beim Zappeln und Schreien (vom Rest gar nicht zu reden, siehe Punkt 2) auch noch überflüssige Zuschauer dabei haben wollte.
Es sei denn, ich will dem vermuteten Verursacher eins auswischen.
In diesem Falle, liebe werdende Mütter, nur zu. Haben Sie keinerlei Hemmungen, das arme Würstchen – gut platziert, damit ihm auch ja nix entgeht – vor sich aufbauen zu lassen.
Ein kleiner Tipp für spätere lustige Film-Abende.
Ermuntern Sie irgendeinen Krankenhaus-Angestellten Ihrem perplexen Liebes-Hasi die Cam aus den starren Klauen zu reißen. Und veranlassen Sie (20 Euro sollten da reichen) diese hilfreiche Person, nicht etwa die Geburt (vertrauen Sie mir, SO wollen auch Sie sich später niemals sehen) sondern den versteinerten Vater zu filmen.
Mit ein bisschen Glück haben Sie dann die Genugtuung, ihre gruseligen Schmerzen durch den Anblick eines völlig grünen Gesichtes, schmerzhaften Würge-Reflexen und Kotz-Krämpfen aufgewogen zu sehen. Und als krönenden Schluss gibt's vielleicht sogar einen hübschen Klatsch. Wenn der verstörte Tropf mit einem letzten Quieker auf die kalten, harten Fliesen aufschlägt.
Damit machen Sie späteren Film-Gästen eine richtige Freude. Statt mit dem Geburts-Grauen das teuer gekochte Abend-Essen alsbald im Klo versammelt zu sehen. Von sicher zu erwartenden Freundschafts-Aufkündigungen, eventuellen Schadensersatz-Klagen und dergleichen Ungemach mal ganz zu schweigen. Ja ja. Sie könnten sogar die Geburt des nächsten Einsteins vereitelt haben. Falls dessen zukünfige Mutter ein etwas zarteres Gemüt hat.
Und wenn Sie ihren Freunden unbedingt das Essen vermiesen wollen, reichen Sie doch ihr spuckendes, kreischendes Balg rum. Denn auch in diesem Fall ist eins mal ganz sicher. Ihr Schnucki-Putz ist höchst selten so schön und liebenswert, wie Sie sich das denken.
Ach? Sie sehen das ganz anders?
Weil Sie was?
Fach-Literatur gelesen haben?
Na denn. In diesem Sinne.
Auf Ihr ganz eigenes spirituelles Geburts-Erlebnis!

NoXxLynXx - 19. Jun, 19:19