Der Nicht-Wahlkampf

Warum, fragen sich viele Leute dieser Tage verwundert, findet eigentlich kein Wahlkampf statt? Wo sind die Parolen, Plakate und Interviews über die jeweiligen ganz und gar grausligen Fehler des Gegners? Und wieso schnurren sich alle Politiker, die wir heuer im Fernsehen zu sehen kriegen, gegenseitig an wie ein paar rollige Katzen?
Haben die sich vielleicht in letzter Minute berappelt und sind jetzt – HURRA! – höflich, gesittet und manierlich geworden? Und müssen wir nun alle in uns gehen und verschämt unser gemeines Geschrei verteidigen?
Mitnichten.
Dieser Wahlkampf findet nicht statt, weil – wer auch immer die erste Mine lostreten würde – sofort mit einem weit schlimmeren Gegenschlag rechnen müsste. Denn wie einst die verfeindeten politischen Welt-Mächte stehen sich nun auch unsere Politiker völlig gelähmt gegenüber.
Jeder einzelne, der jetzt in der Regierung oder auch Opposition ist - und damit in all den Ausschüssen oder wie immer ihre kleinen Verteiler- und Raub-Ründchen genannt werden sitzt und bestens Bescheid weiß - könnte den nur ganz minimal über dem roten Knopf schwebenden Finger nach unten bewegen.
Und den Super-Gau auslösen.
Man stelle sich mal vor was so ein - vom politischen Gegner geärgertes - Wichtel alles zu sagen hätte. Über die gestohlenen Steuer-Milliarden, die eigenen Neben-Einkünfte von den zukünftigen Arbeitgebern aus der Wirtschaft, die schon jetzt die gesamte Politik gekauft haben, über die Verschwendungs-Sucht, die Lügerei und die völlige Ignoranz gegenüber einer sterbenden Umwelt.
Über die schon in den Schubladen liegenden Gesetze der Neuregelungen des Kündigungs-Schutzes, Krankengeldes, Urlaubs und vor allem die völlige Umverteilung der Lohn-Nebenkosten auf NUR die Arbeitnehmer.
Über die Absegnung geplanter Massen-Kündigungen und die ganz außergewöhnliche Ausbreitung der schützenden staatlichen (Steuer) Hand über ins Ausland (na, wohin wohl?) verlagerte Produktions-Stätten deutscher Firmen. Die, sollte da mal was schief gehen – oops, geht ja andauernd was schief – schließlich ihre Verluste vom Steuer zahlenden Depp ersetzt haben wollen.
Und so weiter und so weiter.
Tja, was dann passieren könnte, was das dumme Volk dann möglicherweise tun könnte, ist ganz sicher selbst der dämlichste Politiker in der Lage, sich vorzustellen. Klar, bornierte Dummheit ist ein Hauptmerkmal unserer politischen Kaste geworden.
Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die alle zusammen wie die Kaninchen auf ein Rudel Schlangen auf jede gekränkte Leberwurst aus ihren eigenen Reihen starren. Und sich vor nichts mehr fürchten als so einer Figur, die in einem schwachen Wut-Momentchen ihren Nicht-Angriffs-Pakt der überlebensnotwendigen Verlogenheit brechen könnte.
Andererseits, wieso fällt mir eben jetzt unser hessischer Frühstücks-Direktor Koch ein? Oder eher gesagt, dessen ganz „spezieller Weg“ zur Wieder-Wahl?
Frei nach dem Motto:
Im Bedarfsfall machen wir schon ein Angebot, dass keiner ablehnen kann?

NoXxLynXx - 3. Sep, 19:19