Herr von Guttenberg, davon bin ich zutiefst überzeugt, formuliert seine Sätze stets elegant, besonnen und immer syntaktisch einwandfrei.

Ja, ja. Ich gebe es zu. Ich habe eine Schwäche für Herrn von Guttenberg.

Denn an ihm beweist sich, dass Mann nicht unbedingt schön sein muss, um angenehm zu wirken. Ein gepflegtes Äußeres, ein farblich dezent aufeinander abgestimmtes Outfit ohne personalisierte Highlights wie grelle Krawatten, ausgelatschte Turnschuhe oder ein Bratwurst begleitetes Bier in der feisten Hand und nicht zu vergessen eine kultivierte Aussprache wirken in diesem ganz besonderen Umfeld schon (fast wie ein) Wunder.

Und doch hat Herr von Guttenberg letztendlich meine Aufmerksamkeit mit nur einem Wort gewonnen.

Krieg!

Sagte Herr von Guttenberg in wohltemperierter Sprach-Modulation, während er kultiviert in die Kamera guckte.

Na gut. Die dummen Gesichter der hinter ihm aus der Tür quellenden Berufs-Deppen aka Politiker waren auch nicht ohne. Aber während sich auf den meisten dieser Gesichter die speckige Röte der ertappten Lügenbolde ausbreitete, schaute Herr von Guttenberg nur leicht intellektuell abwesend nach oben (man darf vermuten, in irgendwelche philosophisch angehauchten Regionen) und wiederholten dann das entlarvende Wort:

Krieg.

„Und das“, fügte Herr von Guttenberg mit geschmack-vollem Hand- Gewedel in Richtung seiner Schlaganfall gefährdeten Kollegen hinzu „Will ich keinem deutschen Soldaten in Afghanistan verbieten klar auszusprechen!“

Denn einen Krieg ‚Einsatz’ zu nennen, mache den Einsatz nicht weniger zu einem Krieg.

Sprach Herr von Guttenberg. Und eroberte damit fast meinen Verstand.* Wie gesagt, das mordlüsterne Gestrampel hinter ihm hatte was durchaus Erheiterndes. Nicht zu vergessen die ganz seltene Einigkeit des sich rückwärtig nach und nach anstauenden Haufens, die sichtbar alle ansonsten ehernen Partei-Grenzen hinweg fegte.

Und die auch am späteren Abend in der Tagesschau noch anhielt. Denn da äußerten sich dann Figuren wie el Chefe de Schmier, alt gedienter SPD-Grande mit dem Vorstands-Vertrag fürs Russische Gasgeschäft schon in der Tasche eben so empört wie das hohlköpfige Wackel-Gesicht mit dem Doppel-Namen aus dem Regierungs-Neuzugang.

Deutschland führt keinen Krieg!
So was zu behaupten, geht weit über die Sch(m)erz-Grenze hinaus!

Also was diese letzte Behauptung betrifft, bin ich fast geneigt, an das Mirakel eines einmaligen Ausrutschers jener Politiker in die eben so unbekannten wie Furcht erregenden Gefilde der Wahrheit zu glauben.

Denn schließlich weiß das ja jedes Kind. Nichts auf der Welt verusrsacht dergleichen Gesindel mehr Qualen als die Wahrheit.
Ich konnte es direkt sehen.

In diesem Sinne.
Ein gesittetes Hoch auf Herrn von Guttenberg.
Möge die Macht des klaren Wortes stets mit ihm sein!

*Mein Herz können nur die Wenigsten erobern. Aber in meinem Verstand ist immer ein wohlmeinendes Plätzchen für jene frei, die sich mit Witz und einem Schuss intelligenter Ironie durch den Wahnsinn, genannt menschliche Gesellschaft, schlagen.