David Beckhams Penis und andere Kleinigkeiten

Jeden Morgen zum Frühstück verkonsumiere ich – neben meinen obligaten Käse-Brötchen – die virtuellen Frühstücks-News. Außer Sonntags, da bestehe ich ganz konservativ auf meiner Zeitung.
Heute habe ich mir, leider zu spät, gewünscht es wäre Sonntag. Denn in so einer Zeitung aus Papier wechseln die Aufreißer nicht minütlich. Was durchaus Vorteile hat. Klar. So eine seriöse Sonntags-Zeitung ist ziemlich unhandlich. Und streng nach Themen geordnet.
Da erfahren Sie nicht als erstes, das Twittern aus dem Operationssaal der Gesundheit schaden kann:
- Anästhesist: Venentropf erfolgreich gelegt! Trachealtubus einge…
Twitterer: ??
Anästhesist: Der Typ ist alle!
Twitterer: Ah!
Chirurg 1: Setze den ersten Schnitt an! Verd…! Der Patient scheint eine hämorrhagische Diathese…
Twitterer: ??
Chirurg 2: Der Patient blutet wie ein abgestochenes Schwein.
Twitterer: Ah!
Chirurg 1: Intraoperativer Befund ist…
Twitterer: ??
Chirurg 2: Jetzt geben Sie das Ding schon her, das geht ja schneller, wenn ich das selber schreib… Oopsi… Äh… Haben Sie noch so ein Ersatz-Dings? Ja? Na dann. Teilen Sie den Angehörigen mit: Herzstillstand um 12.44 durch Kollision mit einem härteren Gegenstand.
Oder das die überlebenden Haitianer nun glücklich Beschenkte von ein paar Millionen Impf-Dosen sind. Haben die noch nicht genug gelitten? Auch würde mir – so auf den ersten Seiten – sicher nicht mitgeteilt, dass die argentinische Präsidentin Schweinefleisch für sexuell stimulierend hält. Was weniger über Schweinefleisch im Allgemeinen dafür jedoch einiges im Besonderen über den Geistes-Zustand der argentinischen Präsidentin aussagt.
Auch sehr unterhaltsam ist die Meldung, dass ein ‚chinesischer Student, der gar nichts mit der Regierung zu tun hat, aber schon absolut nix’ rein aus Versehen eine Suchmaschine erfunden hat, die total zufällig Gügi oder so ähnlich heißt und irgendwie ein bisschen Google ähnelt. Na gut. Sieht genauso aus. Aber dafür kann ja der Student nichts. Der lebte irgendwo im hintersten China und hat vorher noch nie was von Google gehört.
Ich hätte keine Ahnung (weil ich die Sportseite eisern meide), dass größere Fußballer öfters Schuld an Fouls bekommen, Irland nicht nur ohne Präsident sondern auch weitgehend ohne Bischöfe auskommen muss, Schimpansen in Freiheit hilfsbereiter als im Zoo sind (das merke ich mir, wenn ich mal im Dschungel ausgesetzt werde) und das Mel Gibson sich für einen Scheißkerl hält. Was ich schon vorher wusste.
Wie gesagt. DAS hätte mir meine Sonntags-Zeitung alles nicht auf den ersten Blick angezeigt.
Allerdings auch nicht, dass irgendein Vorfall mit Herrn Beckhams Penis nunmehr ein Nachspiel hat. Mein daraufhin leider überflüssiges Käse-Brötchen in der Hand, sinnierte ich finster, dass erstens eine zu lebhafte Fantasie Nachteile und zweitens eine langweilige Papier-Zeitung Vorteile haben kann.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich habe absolut nichts gegen das Auswalzen unterhaltsamer Kleinigkeiten. Hab mich richtig dran gewöhnt. Aber irgendwo muss auch Schluss sein.
Und bei Herrn Beckhams Penis ist meine Schmerzgrenze – so rein Frühstücks-umrahmend – eindeutig erreicht.

NoXxLynXx - 28. Jan, 19:19