netLife Teil II - In Memoriam 360°
Alle im folgenden Beitrag kursiv geschriebenen
äh Wort-Kreationen(?) sind leider nicht von mir, sondern Original-Zitate ganz besonders begabter Sprach-Künstler.

Hatten Sie schon mal einen Stalker an den I-Net-Fersen? Das ist meistens eine üble Sache, manchmal sogar eine persönliche Tragödie.
Ich hatte zwei davon. Und – wie sollte es anders sein – ich habe natürlich die hirnlosesten aller stalkenden Trottel erwischt, die man sich im Grunde eigentlich gar nicht vorstellen kann.
Zuerst einen, der sich mir u.v.a. als Professor, Universal-Genie, Weltreisender und intimer Tauch-Kumpan des - zum Zeitpunkt der von ihm fröhlich beschriebenen Kumpel-Aktivitäten - schon lange toten Herrn Cousteau vorstellte, dank dem er eine ebenso rührende wie lebenslange Freundschaft mit einem Kraken geschlossen haben wollte.
Was ihn an mir derart faszinierte weiß ich bis heute nicht so genau, schließlich bin ich weder ein Krake noch tot.
Nichtsdestotrotz bombardierte mich der Mann, der überdies nach seinen eigenen Worten magnetische Augen und hypnotische Hände sein Eigen nannte - Oder war’s umgekehrt? Na, egal.- praktisch vom ersten Tag meiner I-Net-Spielereien in einem leicht debilen Frage&Antwort-Ding namens Clever, das ich damals gerade während einer öden Mittagspause entdeckt hatte, mit Mitteilungen der höchst befremdlichen Art. Ich hatte (während ich an einem faden Eier-Salat-Sandwich nagte und das wird mir vermutlich auf ewig in Erinnerung bleiben), auf die Frage: „Kann man sich im Schlaf mit seinen eigenen Haaren erwürgen?“ irgendwas in der Art geantwortet: „Da würde ich drauf wetten.“
Schien mir logisch bei jemanden, der so was fragt.
Den Satz sollte ich noch bereuen. Denn dank seiner „überragenden Sprachgewalt, die dich (damit war ich gemeint) zu einer der wenigen ebenbürtigen Diskussionspartner für mich macht!“ fand ich mich unversehens in einer rand-debilen Version des Sommernachtstraums wieder. Deren Mitwirkende ein wunderliches Häufchen ältlicher Schweins-Igel waren. Die mir, wären sie mir im realen Leben begegnet, vermutlich Schauer über den Rücken gejagt hätten. Na, wohl eher durchs Gehirn. Könnte allerdings auch sein, dass ich sie geja…
Aber lassen wir das.
Im weiteren Verlauf überrollte mich jedenfalls ein wahrer Wust von Mitteilungen, in denen der eine mich unter anderem beschwor, doch um Himmels- und vor allem meinetwillen andauernd laut „MANILA“ zu rufen, denn das schmisse ein ganz ungemein erstrebenswertes Karma (von ihm veranlasst) auf mich herab, während Nummer Zwei, die von mir zuerst fast unbemerkt im Mitteilungs-Strom aufgetaucht war, mich nun ihrerseits tränen- und wortreich beschwor ihr doch: „Ihren Alien der Sinnlichkeit“ zu lassen, denn mit ihm sei ihr „Sämtliche Schönheit und Eleganz abhanden gekommen.“ Und das durch eine „Groteske Gestalt direkt aus der Finsternis!“
Groteske Gestalt aus der Finsternis?
Man, ich war vielleicht geschmeichelt.
Wer nicht?
Zwar konnte ich mir keinen rechten Reim drauf machen, warum ich nicht würdig sei, die „magnetischen Schwingungen“ zu stören, ihr „Licht verdusterte“ oder meine „Schismen“ innere Widerstände und graue Auren zur Folge hätten. Rätselhaft blieb mir auch, wieso mir nunmehr die „Nichterfüllung der Erfüllung“ drohte, sofern die „Horizontale in der Senkrechte der Güte“ gefunden werden sollte.*
Aber, glauben Sie’s oder nicht, ich habe dumm gegackert. Das hätte ich lieber bleiben lassen sollen. Denn in den nächsten Monaten belästigte mich der Kraken-Freund mit schweinischen Anträgen, während mir seine gekränkte Dulcinea im Minutentakt die Kwalen der „Musik als Hypothese der Folge; Strahlen die sich gen Himmel erheben und Staubkörner in einer Materie, fliehen. Lassen gedeihen, was leben mag!“ androhte.
Als sie mir schließlich in mindestens Halbmeter großen Buchstaben auf meiner brand-neuen Seite ankündigte: „Die verständlichen Worte sind der Verständigung der Wahrheit Inbegriff – I hafe a Dream!“ und mich beschuldigte, meine „Zellen gleichen Synapsen und ihre Chemische Energie hätte sich in energetische Vibrationen verwandelt“ hatte auch ich einen Traum.
Der mich spontan inspirierte, das Ganze in ein paar netten Storys zu verwursten, bei Bookrix einzustellen und den Link dahin auf meiner Seite zur Schau zu stellen. Gerechterweise auch in Halbmeter großen Buchstaben. Woraufhin der Typ verstarb. Was – Großes Schwuppe-di-Wupp-Ehrenwort – nicht das allermindeste mit meiner berüchtigten Bratpfanne zu tun hatte.
Der nunmehr vereinsamten Web-Cam Gemüse-Gespielin ging die Sache dermaßen zu Herzen, dass sie zuerst ihre Seite schwärzte und mir dann außer sich vor Groll den Titel: „IHRE Herrlichkeit der düsteren und unsinnigen Worte!“ verlieh.
Ach ja. Eine schöne Erinnerung. Aber die Welt ist eben böse und ohne jedes Verständnis. Weswegen ich es schließlich nach ungezählten strengen Ermahnungen widerwillig unterließ, mich fortwährend so zu betitulieren.
:(
So.
Und nun fragen Sie sich sicher, wieso mir das ausgerechnet jetzt wieder einfällt. Tja. Das Leben scheint in der Tat ein langer, alberner Fluss zu sein, in dem ständig dieselben Leichen vorbei treiben.
Denn schon wieder fühlt sich eine kuriose Figur bemüßigt kryptischen Kwark über mich zu kippen. Dieses Mal zwar via Umleitung, dafür aber gleich mit ausdrücklicher Einbeziehung des netten Jemands, über den sich ersatzweise der Schwachsinn ergoss. (Wer mich lieb hat soll auch leiden?)
Der hier „Sagt's mal so: es hilft nichts, wenn die Nacht zu Ende ist - aber man tief tief in einem Tunnel steckt.“ Jaja, da fühle ich mit ihm. Muss übel sein. Da will man mit seinen rudimentären Sprachkenntnissen prahlen und was kommt bei raus? Das dumme Pack lacht blöde. Kein Wunder, dass er im Weiteren wutentbrannt die „Fundamentalen Grundsätzen, die aber bestimmt kein Ausdruck des erinnerten Augenblicks sind“ herab beschwört und gleich darauf strengstens irgendwelche, ihm sicher mächtig zuwidre „powerplay-mäßig digitale machoism“ bemängelt, die auch noch, man glaubt’s kaum, als Vergnügung (?) nicht mal im eigens selbst präparierten: „viereckigen Ring, viereckig wie ein Bild. oder im Forum eine Schneise ins Weiße schlagen.“
Wohl war.
Durch den übermäßigen Gebrauch gewisser Rausch-Mittel neigt die uns umgebende Welt unter anderen auch gelegentlich zur Ver-Viereckung. Freundlichere Menschen, hörte ich gelegentlich, hoffen in solchen Fällen ja immer es waren die Rausch-Mittel.
Ich nicht.
Allerdings, auch als ganz fieser Möps, fucking tough und ein dringlicher Fall für den einen oder anderen Seelsorger (doch wohl hoffentlich nicht Mixa?) oder Funktionär im Net, will ich dennoch lieber keine wie auch immer gearteten Schneisen in Ihre Gehirne schlagen, am Ende bleibt da tatsächlich nur noch weißes Rauschen übrig. Drum erspare ich Ihnen (und auch mir) den nicht minder schrulligen Rest des epochal langen Epistels.
Leicht verdutzt aber doch höflich vom netten Jemand drauf hingewiesen, dass auch mit bestem Willen (Und wer wollte den da schon haben?) wohl ein jeder doch eher ratlos seinen - nunja - Ausführungen gegenüber stände, verbat sich der gekränkte Satz-Matador jede Antwort von Individuen, denen die Fähigkeit ermangele ihn zu verstehen. Und frecherweise doch antworten. Auf seine nur gut gemeinten Unterweisungs-Traktate.
Muss ein einsames Leben führen, der arme Tropf. Denn wer wollte dem schon sein unwilliges Ohr leihen? Ich ganz sicher nicht. Und auch keiner, den ich kenne. Vielleicht sollte ich ihn, ganz im Sinne der von mir hoch geschätzten PETA-Devise der nur paarweisen Haltung aus Mitgefühl für die leidende Kreatur mit dem oben erwähnten Trauerkloß bekannt machen. Man stelle sich mal die Nachfah…
Aber ich schweife ab.
Zum aberwitzigen Schluss rang er sich dann noch großzügig einen Tip für die Zukunft ab: Die Hälfte ist Teil des Ganzen. Ob es die Hälfte ist, kann man erst wissen, wenn die Größe des Ganzen begriffen hat.
Yeah yeah!!
Dem, behaupte ich mal, ist in der Tat nix hinzuzufügen.

*Eins können Sie mir glauben. Mit Güte hatten deren horizontalen Betätigungen nicht das Mindeste zu tun. Das weiß ich, weil ich das kaum vorstellbare Glück genießen durfte, von beiden Seiten jedes Grauen erregende Detail (Gurken!) jener Betätigungen ausführlich, eifrig und so farbenfroh und oft geschildert zu bekommen, dass ich am Ende allerlei Gemüsearten mit ganz anderen Augen sah. Ich bin Vegetarier! Das war praktisch ein Anschlag auf mein Leben.