Das Geld, das Öl und die Massenmörder

Am 21. Dezember 1988 startete die „Clipper Maid of the Seas“ mit 243 Menschen und einer Bombe an Bord in Frankfurt am Main.* Um 19:02 Uhr und 47 Sekunden verschwand Flug 103 über der schottischen Kleinstadt Lockerbie vom Radar.
Präzise gesagt hatte am 21. Dezember 1988 um 19:02 Uhr und 47 Sekunden eine Gruppe libyscher Geheimdienst-Offiziere im Auftrag ihres Präsidenten Gaddafi 270 wahllos ausgesuchter Männer, Frauen und Kinder ermordet. Mit einer Bombe, die in Frankfurt am Main trotz vorheriger Warnung vor einem Anschlag problemlos in die Maschine gebracht worden war.
Am 03. Mai 2000 begann der Prozess gegen Abdel Basset Ali al-Megrahi, dem ehemaligen Sicherheitschef der Libyan Airlines in den Niederlanden, wo al-Megrahi aus taktischen Gründen seit mehreren Jahren lebte. Der schließlich doch noch stattfindende Prozess, mit dem Libyen - aus welchen Gründen auch immer - so gar nicht gerechnet hatte, bewegte Herrn Gaddafi zu einer seiner grandiosesten Schmierenvorstellungen vor der UNO. Al-Megrahi wurde am Ende wegen Verschwörung und Massenmord zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
Am 29. Mai 2002 offerierte Libyen eine Summe von 2,7 Milliarden US-Dollar als Entschädigung für die 270 Mordopfer. Einen Grund sich schuldig zu fühlen, sah in Libyen allerdings niemand. Eine Haltung, die sowohl in Libyen, aber auch in den meisten anderen arabischen Staaten, besonders bei den Palästinensern ihr grausiges Echo in allen Medien fand, die den Massenmord frenetisch bejubelt hatten. Und nunmehr ganze Salven blödsinnigster - von ihren westlichen Freunden vorgeplapperter - Plattitüden von sich gaben, in denen selbstverständlich das Wort “Rassismus” wahre Idioten-Orgien feierte.
Am 15. August 2003 überreichte der UN-Vertreter für Libyen, Ahmed Own, dem Weltsicherheitsrat - in für libysche Verhaltensmuster geradezu unerhört diskreter Weise - einen Brief, in dem Libyen formal die Verantwortung für das Lockerbie-Verbrechen übernahm.
Am 20. August 2009 wurde al-Megrahi wegen einer angeblichen Krebs-Erkrankung begnadigt, weil die begutachtenden Ärzte ihm eine Lebenserwartung von allenfalls noch maximal drei Monaten prognostizierten.
Abdel Basset Ali al-Megrahi lebt heute als Volksheld in Libyen. Gibt dem total unabhängigen und total demokratischen Sender al-Dschazīra grinsende Interviews und eifrigen kleinen Nachwuchs-Mördern Autogramme. Und zwischen all seinen Terminen (er darf sogar auf ein Helden-Epos als Film hoffen) macht er Urlaub mit Gaddafi und Konsorten.
Putzmunter und kerngesund.
Vorige Woche gab die britische BP bekannt – nachdem der ehemalige englische Justiz-Minister Straw den Deal versehentlich ausgeplappert hatte - dass die Firma tatsächlich „demnächst“ im Mittelmeer, vor der Küste Libyens mit Tiefseebohrungen nach Öl beginnen wolle. Die dafür notwendigen Lizenzen habe man 2009 von Libyen erworben.
Und eigentlich sollten die Bohrungen schon begonnen haben. Die Pappmaché-Teile und das Klebeband zum zusammen kleistern ihrer ersten Mittelmeer-Tiefsee-Bohrinsel ständen allemal bereit.
Es kam ihnen aber was dazwischen.
Das „was“ ist der gesamten Welt unter dem Namen „DeepWater Horizon-Katastrophe“ bekannt. Die bislang noch nicht mal ansatzweise vorhersehbaren Folgen dieses durch unsägliche Geldgier verursachten BP Debakels unter der Bezeichnung: „Größte weltweite Öl-Pest und möglicherweise irreparable Zerstörung der Umwelt am und im Golf von Mexico“.
Ein Zwischenfällchen niederen Ranges für die Öl- Industrie, das mit einem Lügen-Deckel und der Hilfe wohlgesonnener Medien hurtig beseitigt wurde.
Und so sind nun alle glücklich.
Libyen kriegt sein Geld dreifach zurück.
Die beteiligten Ärzte sind Millionäre.
BP darf das Mittelmehr Gewinn bringend verseuchen.
Und Herr al-Megrahi sonnt sich in seinem Ruhm.
In einer Villa am Mittelmeer.
Wenn das keine Ironie ist.

*Die Deutschen erklärten Tage nach dem Anschlag eher träge und unlustig, sie hätten die Bombenwarnung leider unter einem Stapel Papier übersehen. Das ist nur eine von vielen ekelerregenden Ausreden und Verdrehungen, die in der lapidaren Mitteilung gipfelte (siehe Wikipedia Deutschland, dass es „da“ irgendwelche Opfer gab und „da“ auch welche und auch noch „dort“. Wer es genau wissen will, kann die ja zusammenzählen. Und woran genau die gestorben sind, ist unklar. Na gut. Sie sind mit dem explodierten Flugzeug aus der Luft gefallen, möglicherweise auch auf ein paar Land-Eier. Aber wer weiß denn, ob nicht so- und so viele überlebt hatten? In den Bäumen hingen und erfroren sind, weil die Behörden nicht schnell genug durch die brennenden Wälder und Felder gelaufen sind?
Und wer die waren? Na, also bitte. Wieso sollte irgendwer wissen wollen, wer in einem x-beliebigen Flugzeug rumlungert. Und wenn's runterfällt reicht doch eine Galerie mit kleinen National-Fähnchen völlig aus.
Jedem, der sich über den heutigen Kenntnis-Stand annähernd Wirklichkeits nah informieren will, empfehle ich auf jedem Fall die deutsche Wikipedia-Seite zu meiden. Der Bericht ist tendenziös, in Teilen unverschämt und herablassend den Opfern gegenüber, ignoriert oder verfälscht sogar Geständnisse der Schuldigen und ist an jeder Stelle bemüht, den (beinahe schon obligatorischen) Beitrag Deutschlands zu von Arabern verübten Terroranschlägen an wahllos gewählten Menschen runterzuspielen.
Hier der Link zur englischen Seite: http://en.wikipedia.org/wiki/Pan_Am_Flight_103
Noch ein paar ganz persönliche Worte:
Ich erinnere mich bis heute viel zu gut an eine ‚Demonstration’ kurze Zeit nach dem Anschlag. In Frankfurt, wo Massen von Abschaum, die Köpfe mit Palästinenser-Tüchern umwickelt, die geballten Fäuste nach vorn gestreckt ihre Sympathien mit den Mördern bekundeten und wahrhaftig Anti-Israel-Plakate schwenkten.
Mir ist schon klar, welche Art Gesindel das war, aber wie sie da so an mir vorbeizogen, diese unappetitlichen (mit ihren wild fuchtelnden Armen beinahe den Hitler-Gruß imitierenden) Karikaturen, wie sie rumlärmten und kreischten (mir schien es fast vor Freude) da, ganz genau in dem Moment, schämte ich mich zum ersten Mal aufrichtig nunmehr eine West- Deutsche zu sein.
Ach. Und das wir uns nicht falsch verstehen. Das waren keine rechten Gröhl-Trupps. Ganz im Gegenteil. Die Sorte nannte sich stets links.
NoXxLynXx - 25. Jul, 19:19