Ossis und andere Peinlichkeiten

Gucken Sie niemals mittags Fernsehen!
Ganz gleich ob Sie krank sind, urlauben, oder sich als gesuchter Terrorist tagsüber verstecken müssen und vor Langeweile fast umkommen. Ich warne Sie. Gucken Sie NIEMALS mittags Fernsehen.
Andernfalls ähneln Ihre geistigen Fähigkeiten mit ein bisschen Pech (oder Glück?) danach denen eines Rosenkohls. Eines sehr verstörten Rosenkohls. Das kann ich Ihnen aus eigener Erfahrung versichern.
Ich, zum Beispiel, wollte gestern nur mal kurz schauen, wie das Wetter so wird. Und wo bin ich gelandet? In einer äh RTL-Sendung über die Familie F. aus der Nähe von Suhl. Die mit ihren 13 (Dreizehn!) Kindern, einer Menge Hunde, Ratten, Frettchen (?) und Kakerlaken in etwas wohnen, dem ich nur äußerst ungern den Begriff „Haus“ zuordnen wollte.
Die F.’S, eine typische Ossi-Familie, schwadronierte ein witzig sein wollender Sprecher aus dem Off, kauften sich das Anwesen von dem Geld, das Frau F. - nach nunmehr 20 Jahren ohne Unterbrechung im Mutterschutz – dem Staat mühsam abgerungen hat. Dessen bedauernswerten Zustand Herrn F., seit ebenso vielen Jahren arbeitslos, dafür aber begeisterter Dauer-Raucher und Bier-Trinker, zu der Bemerkung veranlasste, es lohne sich nicht, da was zu reparieren! Oder Tapete an die Wände zu kleistern. Fällt eh irgendwann wieder runter.
Wie wahr.
Überhaupt pflegen die F.’s einen sehr puristischen Lebensstil.
Warmes Wasser ist überflüssig, sagt Herr F. Denn man kann es weder rauchen, noch hat es irgendwelche Alkohol-Anteile und Schokolade ist es auch nicht. Wozu braucht man das dann? Na bitte. Zum Waschen bestimmt nicht. Waschen kann gefährlich sein! Deshalb trägt Herr F. auch Tag für Tag (ich befürchte sogar Jahr für Jahr) ein und dasselbe Feinripp-Unterhemd. Dessen Konturen so einmalig undefinierbar sind wie das, was womöglich einmal Farbe war. Seinen Unterkörper bedeckt Herr F. auch. Das kann ich bestätigen. Womit weiß ich allerdings nicht.
Frau F., eine begeisterte Anhängerin von Toastbrot (Was anderes kommt mir nicht ins Haus!) verschönert ihr fettes Selbst immerhin oben herum durch ein paar grell-farbene Strähnchen im ansonsten durch nichts als Haare erkennbare ?? auf ihrem Kopf. Von dem ich anfangs sprachlos argwöhnte, es wüchse da ein Hauer aus dem Mund. Es war eine Zigarette. Eine Wunder-Zigarette, die niemals verschwindet. Weder beim Fernseh-Gucken, beim Toastbrot aufeinanderlegen (für den kleinen Rambo-Rainer und die anderen) noch wenn beispielsweise Ängel & Krist auf ihr rumhocken. Ich glaube sogar, das könnten noch Babys sein. Genaueres konnte ich durch den Nebel allerdings nicht erkennen.
In diese (Stimme aus dem Off): ‚Typische Ossi-Familie’ sollte nun zur allgemeinen Erheiterung der mittäglichen Zuschauer ein typisches Wessi geworfen werden. Nicht als alt-römische Circus-Nummer so im Stil der Christen vor die Löwen-Art. Nein! Als Praktikant, lautete die dazu kichernd gegebene Erklärung.
Sie ahnen es gewiss schon.
Ich war mittlerweile fast paralysiert und hatte Angst um das arme Wessi.
Dass sich alsbald mit: „Ich bin die Jasmin!“ vorstellte und – die strahlend blonde Hilton-Frisur modisch gestylt - in pinken Schühchen über den stinkenden Hof trabte und jetzt schon den geliebten Freund namens Taifun vermisste. Und falls Sie jetzt Häme empfinden, sparen Sie sich das.
Denn das arme Wessi, nachdem der Gestank es um ein Haar erledigt hätte, war immer noch Willens, der Familie F. zu helfen. Unglücklicherweise sagte es „Gemüse! Obst! Salat!“ Woraufhin Herr und Frau F. auf der Stelle fürchterlich zu schlottern begannen. Man konnte förmlich die Dreck-Brocken ganzer Jahre von ihnen rieseln sehen. Zigaretten und Bierflaschen wild fuchtelnd, bekreischten sie das nunmehr ebenfalls schlotternde Wessi, dass es niemals, unter keinen Umständen jene furchtbare Un-Worte wieder gebrauchen dürfte!
Denn dann fiele ihnen – vermute ich mal – der Himmel auf den Kopf.
Ich weiß, Sie wollen wissen wie es weiterging.
Keine Ahnung, denn an dieser Stelle kam ein verantwortungsvoller Mensch, dem an meinem Verstand liegt, erkannte das Debakel und rief lauthals: Der Salat ist fertig!
Glaubens Sie’s oder nicht.
Ich hing mit allen Vieren an der Decke.
Vor Schreck.
Nach einer Schüssel Salat, einem kleineren Topf voll Blumenkohl, einer mit Milch zerschredderten Pampelmuse und nachdem ich vorsorglich ein paar Seiten „Herr der Ringe“ gelesen hatte, fühlte ich meinen Verstand langsam wieder zurückkehren.
Der dann sofort, prophylaktisch um sein weiteres Fortbestehen besorgt, vor meinem inneren Auge eine wahre Parade schmieriger Witzfiguren vorbei- marschieren ließ, die allesamt vor allem eins sind:
Waschechte Wessis.
Dieter Bohlen war auch dabei.
Und Herr Becker, der grade seine Klo-Geschichte zum Besten gab. Und der dickliche Ober-Spinner von RTL. Der mit der Vorliebe für Models, die immer so mitleidig auf ihn runter grinsen. Oder ist es schon wieder ein anderer? Weiß ich nie so richtig. Diese RTL-Oberen werden schneller gefeuert als Herr F. ein Bier austrinkt.
Immerhin.
Guido Pickel-Wave hat es sich gespart.
Ich glaube, dafür fühlte es sich noch nicht stabil genug.
Nachtrag: Eben darauf hingewiesen, gebe ich hiermit bekannt, dass dies nur das erste in einer Reihe Zustands-Beschreibungs-Blogs ist. Das nächste wird: "Wessis und andere Deppen" heißen.

NoXxLynXx - 16. Feb, 19:19
jeremyjoker - 16. Feb, 23:19
Herr der Ringe? Herr der Potter und die Augenringe? Nie gehört, Gott sei Dank!
NoXxLynXx - 17. Feb, 10:58
hm, scheint mir nicht so,
als hättest du noch nie was von gehört.
und da "Lord of the Rings" seit vielen jahren in den besten universitäten der welt als unterrichts-vorlage interdisziplinär verwendet wird, verstehe ich deine herablassende bemerkung nicht so richtig. im übrigen war die intention des herrn professors seinerzeit, von seinen kindern mal abgesehen, eine in jeder hinsicht logisch aufgebaute welt mit historie, geographie, sprache, philosophie, wirtschaft etc. zu erschaffen.
was ihm bis heute als einzigem schriftsteller gelungen ist.
womit er ganz nebenbei fantasy in den bereich ernsthafter, großer literatur erhoben hat, als deren gründer er nun gilt.
nicht zu vergessen, dass es das witzigste buch aller zeiten ist, mit der besten syntax, die ich je das vergnügen hatte zu lesen.
...er war zu hastig (lieber jeremy) das war sein Untergang!
und da "Lord of the Rings" seit vielen jahren in den besten universitäten der welt als unterrichts-vorlage interdisziplinär verwendet wird, verstehe ich deine herablassende bemerkung nicht so richtig. im übrigen war die intention des herrn professors seinerzeit, von seinen kindern mal abgesehen, eine in jeder hinsicht logisch aufgebaute welt mit historie, geographie, sprache, philosophie, wirtschaft etc. zu erschaffen.
was ihm bis heute als einzigem schriftsteller gelungen ist.
womit er ganz nebenbei fantasy in den bereich ernsthafter, großer literatur erhoben hat, als deren gründer er nun gilt.
nicht zu vergessen, dass es das witzigste buch aller zeiten ist, mit der besten syntax, die ich je das vergnügen hatte zu lesen.
...er war zu hastig (lieber jeremy) das war sein Untergang!
jeremyjoker - 17. Feb, 18:34
Was heisst herablassend, ich kann mit dieser Art von Stoff nur nichts anfangen ;)
Die Grauzone ist mir bei Herr der Ringe zu dünn, die Figuren entweder schwarz oder weiß. Was auch immer das Buch für weitere "Spannungen" bereit hält, im Kino habe ich mich tierrisch gelangweilt, auch wenn der filmerisch Aufwand wohl enorm war. Ich Frage mich, welcher ernstgemeinte Roman ohne die Entwicklung seines Protagonisten auskommt? Das Frodo geschlagene drei Doppelstunden braucht, um endlich mit dem Geflenne aufzuhören, ist in meinen Augen eine Zumutung. Zudem war die Handlung vorhersehbar und die Gegener der über den maßen strahlenden Helden lächerlich einfach zu besiegen. Episch war allein die Zahl der Verluste in den eigenen Reihen (Null?, Eins?).
Die magischen Momente haben mir in diesem Fantasyspektakel jedenfalls gefehlt.
Dass es dem Herrn Tolkien als einzigem gelungen sei, Historie, Geographie und dergleichen zu erschaffen, also ein Universum für sich, halte ich für ein Gerücht, ist dies doch gerade im ScienceFiction-Bereich (vom Fanatasy) gang und gäbe. Star Wars, Star Trek, Stargate oder das Ringwelt-Universum sind nur einige Vertreter, die ganze Multiuniversen mit Trivialitäten erschaffen haben, die für mehrere Erdenleben reichen.
Die Grauzone ist mir bei Herr der Ringe zu dünn, die Figuren entweder schwarz oder weiß. Was auch immer das Buch für weitere "Spannungen" bereit hält, im Kino habe ich mich tierrisch gelangweilt, auch wenn der filmerisch Aufwand wohl enorm war. Ich Frage mich, welcher ernstgemeinte Roman ohne die Entwicklung seines Protagonisten auskommt? Das Frodo geschlagene drei Doppelstunden braucht, um endlich mit dem Geflenne aufzuhören, ist in meinen Augen eine Zumutung. Zudem war die Handlung vorhersehbar und die Gegener der über den maßen strahlenden Helden lächerlich einfach zu besiegen. Episch war allein die Zahl der Verluste in den eigenen Reihen (Null?, Eins?).
Die magischen Momente haben mir in diesem Fantasyspektakel jedenfalls gefehlt.
Dass es dem Herrn Tolkien als einzigem gelungen sei, Historie, Geographie und dergleichen zu erschaffen, also ein Universum für sich, halte ich für ein Gerücht, ist dies doch gerade im ScienceFiction-Bereich (vom Fanatasy) gang und gäbe. Star Wars, Star Trek, Stargate oder das Ringwelt-Universum sind nur einige Vertreter, die ganze Multiuniversen mit Trivialitäten erschaffen haben, die für mehrere Erdenleben reichen.
ach da fällt mir ein
Genauer gesagt: einen rothaarigen Amadeus Benedict Edley Luis Becker.
Erinnert mich an Detlev Norman Heribert Farley Lock
hihi
das is jetzt zu gruselich