Vincent Vegas Socken

Heute, präzise gesagt um 14.52, gab mein Gehirn ungnädig zu Protokoll, dass ihm die andauernde Beschäftigung mit etwas so Trivialen wie SOCKEN nun langsam aber unaufhaltsam stinke. Ich vermute mal, das war sarkastisch gemeint, aber das kann man bei meinem Gehirn nie so genau wissen.
Und eigentlich kann ich dem ja nur vollinhaltlich beipflichten. Denn was haben mich in der Vor-Bookrix-Zeit Socken und deren Belange schon interessiert? Ganz ehrlich gesagt: Nicht das Mindeste. Wenn überhaupt, habe ich sicherlich irgendwann beifällig vermutet, dass der Ausdruck Socke für Zweit- oder Dritt-Identitäten ohnehin öder Existenzen im Net sicher von einer Frau erfunden wurde, die sich leicht gruselnd an die besockten Füße eines ansonsten unbekleideten Mannes erinnert hatte.
Sie wissen schon. Manche Frauen denken dabei an Einkaufslisten, andere bemängeln den Farbton der Gardinen oder das Arrangement des Mobiliars. Ja und diese grübelte eben (vermutlich berufs-bedingt) über einen stimmigen Namen für völlig überflüssige Mehrfach-Identitäts-Trottel nach. Und dann sah sie nach unten (Oben? Zur Seite? Was weißt denn ich!) und sah die Socken. Im schlimmsten Fall weiße Sportsocken, aber gut. So weit wollen wir nicht gehen. Jedenfalls hat sie sicherlich so was gedacht wie: Igitt! Wie öde! Und überflüssig! Und schon war das Schicksal der bis dato eher harmlosen Socke besiegelt. Von nun an war sie der Inbegriff alles Überflüssigen, Peinlichen und Geschmacklosen.
Andererseits. Hat die Ur-Socke das verdient?
Immerhin dient sie der Menschheit seit Jahrtausenden. An einem oft nicht unbedingt erfreulichen Ort. Und was wären wir beispielsweise im Winter ohne sie? Also dachte ich so darüber nach, ob es nicht doch etwas Positives über die arme Socke zu sagen gäbe.
Und dann fiel mir Vincent Vega ein.
Oder eher gesagt Vincent Vegas Socken. Denn die, ein bisschen ausgefranst und runtergekommen, so wie der ganze Vincent Vega, sind seit ich sie das erste Mal gesehen habe, für mich der Inbegriff aller Coolness. Tatsächlich habe ich zuerst die Tanzszene gesehen. Also aus Pulp Fiction. In YouTube. Ich suchte einfach nach dem Lied und fand Vincent Vega. Oder meinetwegen auch John Travolta. Wie er auf leicht ramponierten, besockten Füßen eine unübertroffene Parodie seiner eigenen 70er Jahre Tanz-Filme hinlegte. Das hat mich echt umgehauen.
John Travolta!
Dieses etwas verfettete 70er-Jahre Hupf-Idol. Das mich schon in den Siebzigern nicht unbedingt vom Hocker gerissen hätte. Und der seit seiner Erweckung durch die Scientologen so ziemlich am untersten Ende meiner Coolness-Skala rumbaumelt. Sofern ich überhaupt über ihn nachdachte.
Seither habe ich – ganz klar – Pulp Fiction etliche Male gesehen. Und den Jack Rabbit Slim´s Dance ganz oben in meiner Favoritenliste. Den gucke ihn mir mindestens ein- bis zweimal die Woche an. Und immer wenn die Kamera auf Vincent Vegas fadenscheinige Socken schwenkt, denke ich: Cool!
Ich kann nicht anders.

NoXxLynXx - 13. Mai, 19:19
erphschwester - 14. Mai, 05:44
???
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NoXxLynXx - 14. Mai, 12:41
du hast Vincent Vegas
coolness-faktor in'n schweiß-fuß-faktor umgewandelt :(
ahja?
oh doch. ich erinnere mich tangential, dass ich (als du mich zwangst, diesem unschönen gewedel eines schleimhaarigen mannes zuzusehen, angesichts dessen ich in der vergangenheit immer wieder mental reissaus genommen hatte) ... ich erinnere mich also, gesehen zu haben, dass er seine schuhe auszog, ehe er die tanzfläche bestieg. ich weiss noch, dass mir umgehend die erinnerung an den schlimmsten fall von schweissfuss in meinem leben aufkam, die ich jahrzehntelang erfolgreich unterdrückt hatte. und ich gebe zu, dass das höchst ungerecht ist, bei männern solche dinge zu assoziieren, während barfusse frauen als sexy zu gelten haben.
aber jedenfalls weigerte sich alles in mir, und zwar entschieden!, über travolta zu schreiben, oder über socken. das leben ist schon hart genug, wenn presslufthammerbernhard direkt vor der tür steht. da muss ich nicht noch über seine socken nachdenken.
boohäää...