ZDF-Spendengala bringt 18 Millionen Euro für Haiti ein

Edel ist der Mensch, hilfreich und?
Ja was?
18 Millionen Euro an einem Abend für Haiti, während in den letzten Wochen – Duplizität hat doch immer was für sich – 18 Obdachlose in Deutschland erfrieren mussten?
Sicher. Für heimische Obdachlose zu spenden bringt den eigenen Namen nicht ins TV. Und ist unspektakulär. Und allenfalls eine Meldung auf Seite 25 wert, ganz unten, in Klein-Buchstaben.
Da sind schauerliche Bilder kreischender, tobender Menschen, die sich um ein vom Himmel gefallenes Ess-Paket abmurksen doch allemal unterhaltsamer.
Und man kann auch noch selbstgefällig sagen: „Da könnte was von mir drin gewesen sein!“
Nur keine Bange.
Da ist bestimmt von jedem was drin.
Und fernes Elend gibt es immer genug zu begaffen.
Dramaturgisch gut aufbereitet.
Da muss man sich nicht gleich prügeln, wie die Hilfs-Organisationen.
Deren kollegialer Umgangston mittlerweile irgendwo bei: „Ich hau dir in die Fresse, du Sau!“ angelangt ist. Und deren Flugzeuge und Schiffe, wie man hört, sich inzwischen in größerer Dichte als ein Rudel Geier umkreisen.
Ja!
Exotisches Elend kann faszinierend sein.
Durch ein sicheres virtuelles Fenster betrachtet.
Das Elend vor der Haustür dagegen ist total öde.
Aber wer weiß.
Vielleicht springt es ja irgendwann mal heraus.
Mitten hinein in die gefühlvoll verzogenen Fratzen.

NoXxLynXx - 20. Jan, 19:19
jeremyjoker - 20. Jan, 22:36
Heute habe ich mir einige Siegerfotos der World Press Photo 2009 angesehen. Auf einem dieser Bilder ist ein Obdachloser zu erkennen, vollkommen einghüllt in Tücher und auf Styropor sitzend. 10.000 Menschen sind in Sao Paulo obdachlos, sagt die Bildunterschrift, für 8.000 Menschen stehen Schlafunterkünfte zur Verfügung.
Der Mann auf dem Bild jedoch verzichtet freiwillig, wie einige seiner Tippelbrüder, möchte sich nur ungern den Regeln dieser Unterkünfte fügen. Warum?
Szenenwechsel. Haiti war schon immer arm, die Infrastruktur in westlichen Standards gemessen kaum bis gar nicht vorhanden, laut Wikipedia leben 65% unter der absoluten Armutsgrenze. Drogenhandel, Entführung und Mord bestimmen den Alltag.
Wie aber passen diese Szenen zusammen? Sie erzählen beide von gescheiterten Existenzen, auf der persönlichen oder staatlichen Ebene, für die jede weitere Unterstützung nur ein Tropfen auf dem heißen Stein bedeutet, weil sie in den Jahren zuvor nie gelernt haben, fremde Hilfe als Chance für ein neues Leben anzunehmen, ohne dabei gleich in Schamgefühle zu flüchten oder den eigenen Stolz in Gefahr zu sehen.
Es ist nie zu spät, würde ich an dieser Stelle gerne sagen. Manchmal ist es aber genau das.
Der Mann auf dem Bild jedoch verzichtet freiwillig, wie einige seiner Tippelbrüder, möchte sich nur ungern den Regeln dieser Unterkünfte fügen. Warum?
Szenenwechsel. Haiti war schon immer arm, die Infrastruktur in westlichen Standards gemessen kaum bis gar nicht vorhanden, laut Wikipedia leben 65% unter der absoluten Armutsgrenze. Drogenhandel, Entführung und Mord bestimmen den Alltag.
Wie aber passen diese Szenen zusammen? Sie erzählen beide von gescheiterten Existenzen, auf der persönlichen oder staatlichen Ebene, für die jede weitere Unterstützung nur ein Tropfen auf dem heißen Stein bedeutet, weil sie in den Jahren zuvor nie gelernt haben, fremde Hilfe als Chance für ein neues Leben anzunehmen, ohne dabei gleich in Schamgefühle zu flüchten oder den eigenen Stolz in Gefahr zu sehen.
Es ist nie zu spät, würde ich an dieser Stelle gerne sagen. Manchmal ist es aber genau das.
NoXxLynXx - 21. Jan, 12:36
genau so ist es
was mir jedoch so unglaublich auf den magen schlägt, ist das ganze: helfen wir doch den exotischen wilden in ihren basthütten-gehabe. das hat für mich nix weiter als den faden beigeschmack von verkitschter überheblichkeit, gepaart mit einem geradezu lachhaften realitäts-verlust.
ja, ne,
aber ... wie nur kann man glauben, die menschheit wäre lernfähig?