10
Aug
2010

I Herz myself & Pörpel Ruus

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Ich hasse Zahnärzte.
Na gut.
Das ist eine Plattitüde.
Denn mal ehrlich.
Wer nicht.

Hab im ganzen Leben überhaupt nur eine gekannt, die Zahnärzte mochte. Ok. Einen. Den hat sie ge­hei­ratet. Ging nicht gut aus. Hätte ich ihr vorher sagen können. Ist übrigens mein Vetter, der Zahnarzt.

Übler Bursche.
Hat ein Balg in die Welt gesetzt, das schon als Kleinkind irgendwas von einem Colgate-Werwolf an sich hatte. Kann mich noch gut erinnern, wie er als Fünfjähriger über die Silber-Hochzeits-Tafel einer Tante kroch und die Füllung aus allen Champignons raus fraß. Was Schrägeres sieht man selten, das kann ich Ihnen versichern. Meine Tante hatte übri­gens einen Nervenzusammenbruch während Butzi- Bubi (alle 86 Zähne gefletscht) nach dem letzten intakten Pilz schrillte.

Zurück zum Zahnarzt.
Da musste ich heute hin. Und ich kann ihnen sagen, dabei fühle ich mich immer stinkunwohl und irgendwie kleiner. Einmal war ich ganz mutig und hab einen ge­bis­sen. Nicht aus Versehen. Zu dem gehe ich nicht mehr. Meine jetzige ist so’ne niedliche Kleine, mit ei­ner für alle Seiten sehr förderlichen Philosophie. Will sagen, ich lungere nie länger als zwei bis drei Minuten im Wartezimmer rum, bevor sie angerast kommt, mich in den Stuhl zerrt und in einen Zustand ver­setzt, der mich immerhin seit gut vier Jahren befähigt ihr jedes Weihnachten aus vollem Herzen ein schönes Geschenk zu machen.

In die Praxis reinzugehen ist trotzdem immer noch furchtbar. Die Tür sieht für mich aus wie der Eingang zur Hölle und das Wartezimmer… Na ja. Reden wir nicht davon. Drei Minuten können unheimlich lang sein. Heute Mittag (ich kriege immer Termine kurz vor der Mittagspause oder spät abends, vermutlich damit meine Leiche nach der ultimativen Narkose unauffällig entsorgt werden kann) war tatsächlich mal noch ein anderes armes Opfer da.

Hatte ein kurzes schlabbriges Dings an, auf dem vorne riesengroß draufstand: I Herz (das Herz war gemalt) myself! Dazu trug sie an den Füßen, nee, bis zu den Knien, eine Art Gladiator-Sandalen aus ziem­lich derben Leder.

Du liebe Zeit“ dachte ich, und war doch tatsächlich mal abgelenkt, „Der geht’s noch schlimmer als dir. Hat vergessen ihr Nachthemd auszuziehen.

Das Zeugs an ihren speckigen, kack-braunen Beinen konnte ich nicht einordnen. Aber ich gestehe, ich war fas­zi­niert. Was sich sogleich als fatal rausstellte. Denn normalerweise rede ich nicht mit Leuten beim Zahnarzt. Falls ich überhaupt mal welche treffe. Re­den ermuntert die meisten nur, ihre Grauen er­re­gen­den Leiden auszubreiten, was meinem feigen Flucht-Instinkt meist gar nicht gut tut. (Bei der Schilderung einer vereiterten Wurzel wollte ich mal aus dem Fens­ter hupfen, war neben mir, offen und ebenerdig, das zu meiner Verteidigung)

Na, jedenfalls sagte die hier – irgendwie zu Recht, ich hab sie ja die ganze Zeit angestarrt – mit leicht ge­kwetschter Stimmer: „Schördinäter!“ Wie gesagt, ich hatte sie angegafft, ich war ihr was schuldig, also mur­melte ich mitleidig: “Wie unangenehm!“ Worauf­hin sie mich wutentbrannt anglotzte, den Kopf drehte und: „Pörpel Ruus!“ schrie.

Ich glaube, ich hatte einen Aussetzer. Hab noch ge­grü­belt ob mein Gehirn vor lauter Angst eine sinnlose Halluzination produziert hat, als aus der Bällchen-Kis­te direkt neben mir, der ich bis dato keinen Blick ge­gönnt hatte, ein ungemein schweins- backiger, ha­sen­zähniger Kopf ohne Kinn auftauchte.

Hat mir einen mächtigen Schreck versetzt. Bin leise kwiekend nach hinten getaumelt.

Direkt in die Arme meiner kleinen Zahnärztin.
Die – diplomatisch wie immer – dem Nachthemd-Monster versicherte mit Purple Roses (zwei) Zähnen sei soweit alles in Ordnung und sie werde den Link* sicher bald nutzen (Vielen Dank, meine Liebe! Ein ganz reizender Einfall!) und sich auch ein Berufs-likes** Shirt anfertigen lassen. Und sie wüsste auch schon was sie draufdrucken lassen wollte. Was richtig Net­tes! Dann musterte sie mich hämisch und flüs­ter­te mir ins Ohr: „Wir bohren Sie in Grund und Boden!

Das mit dem Geschenk überlege ich mir noch mal.
LynxxAugen
Soweit es mich betrifft, gibt’s an dem kinnlosen Kwarktaschen-Gesicht von Purple Rose nicht mehr auszusetzen als an der Feldmaus-Figur von Attila, dem rundbrilligen Enkel meines Nachbarn.

*Ich empfehle dem Laden ein Buch mit den indi­vi­du­ellen, supi-lustigen und poetisch wertvollen Sprü­chen ihrer Kunden rauszugeben, wird bestimmt ein Renner.

**Ich überlege immer noch, auf welche Art von Beruf „I myself" wohl hinweisen mag. Bin mir ziemlich sicher, das sollte kein Witz sein. Mir war übrigens auch nicht zum Lachen.

8
Aug
2010

Die schaurige Erkenntnis des unvermeidlichen Endes – Und ihre erstaunlichen Folgen / Teil2

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Also da bin ich wieder.
Um Ihnen den extremst unwirklichem Zustand, in dem ich mich gestern Morgen wiederfand näher zu erläutern. Weil ich gestern ja geschrieben hatte: „Falls Sie morgen da sind, werden Sie es verstehen.“ Und so ein Satz wird gemeinhin als Verpflichtung be­zeichnet.* Was schon deshalb blöde ist, weil sich das VORWORT gestern, wie übrigens alle Vorwörter, gum­miartig über das ganze Universum ausgedehnt hat. Vorwörter neigen dazu, wenn man mal einen Moment nicht aufpasst.

*Eine Verpflichtung ist in den meisten Fällen ein übles, kleines, zusammengekauertes Nichts, das sich – aufdringlich nach oben schielend – an Ihre Fersen geheftet hat und in regelmäßigen Abständen droht, Sie bei weiterer Nichtbeachtung in die Wade zu beißen.**
**Nougat-Pralinen, ein bekwemes Sofa, ein span­nendes Buch und vor allem ein verinnerlichtes, beinhartes Desinteresse an nervtötenden Kinker­litzchen sind die natürlichen Feinde von Verpflich­tungen!


Kommen wir also zügig zu gestern.
(Den Witz haben Sie jetzt aber begriffen.)

Als ich – kurz nach dem ich gefrühstückt hatte – aus reiner Sentimentalität*** beschloss, mal wieder mei­ne alten, deutschen News durchzublättern. Worauf­hin ich auf der Stelle in den vorgenannten extremst unwirklichen Zustand geriet. Oder anders aus­ge­drückt: Für einen ziemlich langen Moment befürchtete ich ernsthaft, während meiner Nachtruhe in ein al­ter­natives Lila-Laune-Universum befördert worden zu sein.

***Lassen Sie sich das eine Lehre sein!
Auch Sentimentalitäten lauern stets darauf, Ihnen eins zu verpassen
.

Kann ja sein, dass Sie sich das wünschen. So ein Universum, wo Sie bis in alle Ewigkeit in einem ge­blum­ten Kleidchen über eine Blumenwiese tanzen und Einhörnern Küsschen geben. Und sich natürlich alle so richtig doll liebhaben. Das liegt allerdings nur da­ran, weil Sie noch nie genauer darüber nachgedacht haben.

Mir jedenfalls ist der kalte Angstschweiß ausge­brochen, als ich las: „Milliardäre sind besorgt über die Folgen der Umwelt-Zerstörung und wollen ihr halbes Vermögen spenden!“ Und gleich darunter: „Regierung will die Renten-Garantie nicht antasten!“ Und weiter: „HarzIV-Sätze sollen erhöht werden!

Konnte das sein?
War das überhaupt möglich?

Sahen diejenigen, die unser aller Ende wegen noch einer und noch einer Milliarde mehr auf dem Konto vermutlich längst herbeigeführt haben, plötzlich auch IHR Ende vor Au­gen? Und waren als Folge davon jählings einsichtig geworden? Rannten nicht mehr planlos ins Dunkle, sondern dachten vorher nach? Und drohte uns jetzt allen ein Hollywood-mäßiges Happy-End? Fielen mir draußen auf der Straße wo­möglich meine Nachbarn in die Arme um glcklich zu weinen? Weil das Leben so schön ist? Ich glaube, unge­fähr da ist mir leicht schwindelig geworden.

Das es wie aus heiterem Himmel nunmehr zu viele unbesetzte Arbeitsplätze geben soll, die Energie­kosten (dank des harten Durchgreifens unserer Regierung(!)) in Kürze fallen sollen und die Preise fortan so niedrig sind, dass uns das Zeugs im Supermarkt demnächst vermutlich geschenkt wird, ist – glaube ich – gar nicht mehr so richtig bei mir angekommen.

Weil eine kleine Stimme in meinem Kopf (fortwährend lauter werdend) ununterbrochen plärrte: Da bis du dran schuld! Da bist du dran Schuld! Da bist…..

Das mit der Stimme im Kopf ist übrigens einer der exemplarischsten Fälle weitverbreiteter Missver­ständ­nisse. Die meisten Menschen glauben nämlich, diese Stimme wäre ihr Gewissen. Was sie wiederum für so eine Art nebulöse Ober-Aufsicht im Gehirn halten, die immer dann eingreift, wenn sie was tun, was sie wollen, aber nicht sollen. Nach den Maßstäben des ‚Zivilisierten Benehmens’.

Das näher zu erläutern würde jeden Rahmen spren­gen. Also belassen wir es doch dabei, dass da nicht etwa Ihr grundanständiges Gewissen zu Gunsten Ihres angeblich besseren Selbst interveniert, sondern Sie ganz einfach eins mit der Bratpfanne der harten Realität übergebraten bekommen haben. Was Sie dann die bewusste Stimme hören lässt. Sie wissen schon. So wie die Vögelchen, die in Trickfilmen immer um halb zerkwetschte Köpfe kreisen.

Bei mir war es ein Wunsch gewesen, der den spä­te­ren Einsatz der Bratpfanne der Realität auf meinem Kopf auslöste.****

Oder eher ein griesgrämiges Resümee, das ich dem Universum – nach mehrmaligen Angucken meines Schnipsel-Videos – auf meinem Balkon sitzend un­be­dingt hatte mitteilen müssen. „Warum“ hatte ich er­bost ins Leere gerufen, „rennt die gesamte Mensch­heit wie in den blödesten Filmen und meistens auch noch dämlich lachend mitten rein ins Verderben? Die eine Hälfte der Erde ersäuft, die andere ver­brennt, die Meere sind fast schon tote Kloaken und im Ozean ist kein Wasser mehr, sondern Öl! Und wen interessierts?

Es überrascht Sie jetzt sicher nicht allzu sehr, wenn ich Ihnen verrate, dass mir niemand geantwortet hat. Ich hatte ja auch nicht wirklich damit gerechnet. (Na gut. Diese eine mickrige Gehirn-Zelle, die sich bei mir normalerweise am äußersten Rand versteckt, hat damit gerechnet. Immerhin habe ich davon nur eine. Ich kenne massenhaft Leute, deren ganzes Ge­hirn aus solchen besteht.) Also habe ich Niemand mit­geteilt, dass es mich mal kann und wenn es auch nur einen Rest Anstand besäße, mich in eine bessere Welt befördern würde.

Verstehen Sie jetzt?
Da war ich. Im Riesen-Häschen-Shirt (bisschen mit Ei bekleckert) eine Kaffee-Tasse in der Hand und starr­te auf die Geld verschenkenden Milliardäre. Die ganz si­cher nicht von dieser Welt sein konnten. Oder von der, auf der ich bisher gelebt hatte. Mir waberte noch irgendwas von Wünschen, die man lieber nicht erfüllt bekommen sollte durchs konfuse Gehirn, als mein Auge auf Herrn Gates etwas dümmliche Mimik fiel.

Das war meine Rettung!
Und wer hätte das gedacht?

Das mich ausgerechnet Herrn Gates Pfannkuchen-Gesicht auf den Boden der Normalität zurückholen würde? Voller Hoffnung schal­te­te ich auf meine in­ter­nationalen News um. Ja! Und schon war die Welt wieder in Ordnung. Die eine Hälfte brannte immer noch, die andere Hälfte ersoff immer noch und das BP-Pack jubelte über die unglaubliche Leistung. Die es vollbracht hätte. In irgendwelchen arabischen Landen hatten die üblichen Spinner ein Hilfs-Team aus Ärzten und Schwestern ermordet, ein paar Bom­ben waren explodiert und die deutschen Milliardäre wiesen jedes Schenk-Ansinnen entrüstet von sich. Und der größte Teil der deutschen Kom­munen ist immer noch pleite.

Ich war zuhause!
Hurra!

Und was habe ich nun daraus gelernt?
Erstens: Ich spreche nicht mehr ins Dunkle.
Zweitens: Sollte mir das Dunkel je antworten, hole ich sofort meinen größten Knüppel und renne so schnell ich kann. Ist mir egal, ob es mir drei Wün­sche, eine bessere Welt oder eine Schachtel Nougat-Pralinen anbietet.

Ich weiß nämlich Bescheid.
Wo so was hinführt.
LynxxAugen
****Tatsächlich war es meine eigene Dummheit deutsche Nachrichten zu lesen, die mir diesen extremst sonderbaren Zustand beschert hat. Denn offensichtlich haben sich die deutschen Medien nunmehr endgültig entschlossen, fortan anstelle von Meldungen, die den Bürger nur unnötig erschrecken, zuckersüße Märchen zu verbreiten.

7
Aug
2010

Die schaurige Erkenntnis des unvermeidlichen Endes – Und ihre erstaunlichen Folgen / Teil1

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Ich muss mal was gestehen.
Ich bin ein lausiger Filme-Gucker.
Schlafe meistens bei ein.
Allerdings sehr selektiv.
Was manche so richtig erbost.

Von Titanic zum Beispiel kann ich bis heute nur sagen, dass irgendwelche Leute mit riesigen Hüten eine schmuddelige Treppe hoch laufen und (weil mich auch beim x-ten Versuch das gleiche Geheule ge­weckt hatte) schon wieder derselbe Kerl schmalzig kwäkend im Wasser versank. Von E.T. (da hatte ich zirka 10 Anläufe) kenne ich wahrhaftig nur die Szene mit dem Fahrrad vorm Mond, keine Ahnung wieso ich just da immer kurz aufwache. Hat mich beim ersten Mal mächtig verwirrt. Dachte allen Ernstes ich hätte was Falsches gegessen und einen irren Traum. Beim Paten bin ich hochgeschreckt, als grade einer sagte: “Luca Brasi liegt jetzt auch bei den Fischen“ Woraufhin ich total perplex rumgrübelte, ob der Film schon vorbei und ich nunmehr bei einem sehr spe­zi­ellen Porno gelandet wäre. Und Forrest Gump wird für mich für alle Zeiten – und egal wie oft ich es ver­suche - der Film bleiben, bei dem Herr Hanks fort­während auf einer Busbank sitzt und Pralinen anpreist.

Sie sehen schon.
Ich habe gewisse Schwierigkeiten.
Mit angesagten Filmen.

Andererseits könnte ich Star Wars im Traum mit­singen und jede Bewegung in Matrix nachmachen. Gut. Danach hätte ich mir alle Knochen gebrochen und wäre höchstwahrscheinlich tot. Selbst wenn ich das mit dem Rumgeschwebe ließe. Aber ich könnte es. Erinnerungstechnisch. Und wenn ich das hun­dert­ste Mal Equilibrium angucke, werde ich am Schluss immer noch so putzmunter sein wie Jules als er mit Mia Wallace die Jack Rabbit-Slim-Trophäe gewann.*

Also.
Wie Sie sehen, gibt es auch Ausnahmen.
Die gibt es ja immer.

Womit ich nunmehr ein paar Filme abgehandelt habe, bei denen ich regelmäßig einschlafe und ein paar an­dere, die ich immer wieder gucken kann. Das sind natürlich nur Beispiele, aber wem sage ich das. Wollte nur so eine allgemeine Richtung meiner Interessen vorgeben. Ist für mich ein unbedingtes Muss in Zei­ten, wo alle anderen (siehe Selbstbeschreibungen) nur Off-off-off-Filme (oder allerhöchstens noch äquatorialguineaische mit Untertiteln) gucken und Satre und Kerouac lesen. (Einen Miller, deuten die meisten barsch an, empfinden sie schon als seichte Zumutung.)**

Es gibt aber noch eine dritte Kategorie.
Meines cineastischen Lebens.
Die Film-Schnipsel-Guckerei.
Meine wahre Leidenschaft!

Es gibt nämlich Film-Schnipsel (in ansonsten brüllend lahmen Filmen) die ich so gern gucke, dass ich mir et­liche davon aufgenommen und mittels Magix anein­an­der gereiht habe. Weil sie so ungemein lehrreich sind. Das wahre menschliche Verhalten geradezu beispiel­haft wiederspiegeln. Es sind meine absoluten Lieb­lin­ge im Kontinuum der verschmalzten Das-Leben-ist -ein-Film-und-da-beharre-ich-drauf-Mentalität all je­ner hähä Sartre und Kerouac-Leser.

Um was es da geht?
Bei meinen Schnipseln?
Na also bitte.
Natürlich um die Dunkle Straßen / Dunkle Ecken / Dunkle Keller-Schnipsel.

(Im Zusammenschnitt mit einem etwas anderen Mittelteil. Aber dazu später.***)

Sie wissen schon. Irgendwer (früher warn’s immer memmig kreischende Tussen, heute hat die Eman­zipation gesiegt, deswegen dürfen jetzt auch Männer feige kreischen) sitzt fröhlich in einem hell erleuch­te­ten Raum, steht auf einer knacke-vollen Straße, läuft mit 1000 anderen durch einen dusteren Wald und so weiter und hört plötzlich ein unheimliches Geräusch.

Aus einer dunklen Ecke. Sackgasse. Keller. Gebüsch. Vor dem/der meistens noch eine Telefonzelle steht. Oder ein Polizist. Oder beides. Na gut. Heutzutage hat der baldige Schnipsel-Kandidat meist ein Handy in der Hand. Oder wenigstens in der Tasche.

Aber ruft der/die jetzt die Polizei herbei?
Wie das doch wohl jeder Idiot tun würde?

Und rennt dann im Schweinsgalopp in die entgegen­gesetzte Richtung, meinetwegen laut Hilfe schreiend? Mischt sich unters (haufenweise da rum lungernde) Volk? Mitnichten. In jedem besseren Thriller oder Hor­ror-Schinken läuft derjenige immer direkt ins Dunkle. Natürlich allein. Dem Mörder / Monster (mir?) genau in die bösen Arme. Tentakel. Klauen. Oder was immer das hat. Und mit richtig viel Glück (für mich) entkommt das schon etwas angefressene Opfer so­gar noch mal kurz, rast auf sein Auto / seine Haustür zu und verliert prompt den Schlüssel.
Den verlieren die immer.
Worauf dann das Gemetzel folgt.

Das sind so meine Momente echter Heiterkeit. Manchmal kommen mir sogar die Tränen. Vor lachen. Natürlich bin ich immer auf der Seite des Monsters. Hab bis heute nicht begriffen, was andere daran so stört. Soll ich etwa mit einem Haufen Armleuchter, die sich (im übertragenen Sinne) das Klavier praktisch vorsätzlich auf den Kopf schmeißen Mitleid haben? Komme ich Ihnen so vor?
Na bitte.

Ein mir sehr nahes Familien-Mitglied ist übrigens der Meinung, diese „Verkehrung meiner Werte“ sei einem Opern-Besuch in meiner frühen Jugend anzulasten. Bei der ein Kerl, der gerade bei seiner Geliebten war, die wiederum ihren Mann die Treppe hoch eilen hörte, solange: „Ohohohoho meiheiheihein Gohohott! Er kohohohohohoho….mmmmt“ trällerte, bis nicht nur der Gatte tatsächlich durch die Tür kam und den sin­gen­den Hampel erstach, sondern ich mich – getrieben vom heiligen Zorn der Logik und unseligerweise ziem­lich laut - über die Blödheit des dekorativ Dahin­ge­schiedenen ausließ.

Jetzt, so im Nachhinein bin ich mir ziemlich sicher, dass ich das Publikum möglicherweise doch ein wenig mit der geballten Kraft meiner jugendlichen Über­heb­lichkeit verstörte, als ich den Ruhe-Zischern um mich rum recht verärgert entgegen hielt, dass die Pfeife, wäre er nur still gewesen oder hätte wenigstens schneller gesungen, zehnmal über die Fensterleiter (über die er gekommen war) hätte abhauen können. Woraufhin sich der (erstochene) Künstler erhob und verkündete, er wolle nur weiterspielen, wenn ich den Saal verließe.

?

Der Typ war dramaturgisch tot. Was wollte der noch spielen? Eine rum liegende Leiche? Was soll ich sa­gen. Undank ist der Welten...

Ja, Sie haben's erraten. Auch der Hinweis hat ihm nicht gefallen. Obwohl er völlig logisch war. Und ein großer Teil des stumm auf seine Schuhspitzen starrenden Publikums – da können die behaupten was sie wollen – war genau derselben Meinung. Das Ende können Sie sich wohl leicht vorstellen.

Nachdem mich meine Erzeuger (das große Ta­schen­tuch vorm Gesicht meines Vaters, darauf beharrte er bis zuletzt, sei nur das Resultat eines jähen Anfalls von Schnupfen gewesen und wenn ich Geräusche gehört hätte, dann gewiss nur sein daraus resul­tie­rendes Niesen) streng nach draußen eskortiert hat­ten, musste ich mir in den nächsten Wochen unend­lich lange Vorträge über verschiedene Kunst-Formen anhören. Die eben nicht das Leben wiederspiegeln, sondern gerade durch solche Unsinnigkeiten den Fortlauf einer Geschichte sichern sollen.

Kwark.
Gutgemeinter, intellektuell sicher prima schlüssiger, aber nichtsdestotrotz Kwark.

Was die andere Sache betrifft, bin ich mir nicht ganz so sicher. Könnte wirklich sein, dass sich mein Gehirn seit jenem Ereignis strikt weigert, mit solchen - sich geradewegs in jede Gefahr plärrenden Trotteln – auch noch mit zu leiden. Und den viel effizienteren, weil ruhig und zügig sein Ding durchziehenden Mör­der-Ehemann bevorzugt. In jeder nur denkbaren Kunst-Form.

Und jetzt fragen Sie sich vielleicht, warum ich Ihnen das erzähle. Wozu das gut sein soll, und vor allem wieso Teil 1?

Na, wer hindert Sie denn dran, solch interessante Blogs wie jene über die heutige Darmleistung Neu­ge­borener in exakten Gramm-Angaben, Strickanleitun­gen für karierte Westen und GPS-gestützte Hinweise zum Auffinden von Elfen als Alternative zu lesen?

Ich bestimmt nicht.
Wobei ich allerdings zugeben muss, dass mein Gekwatsche eher ‚Vorwort zu einem extremst unwirklichem Zustand, in dem ich mich heute Morgen wiederfand’ als Teil 1 hätte heißen müssen.

Na ja.
Falls Sie morgen da sind, werden Sie es verstehen.
Oder auch nicht.

Vermutlich: Oder auch nicht.

***Jetzt hätte ich doch beinahe meinen oben angekündigten Mittelteil vergessen. Was schade wäre, denn ich hänge voller Hingabe dran. Ist ein Schnipsel aus einem Bollywood-Film. Mit einer äh, na ja, Massen-Tanzszene. Wüsste nicht, wie ich das anders bezeichnen soll. Allein die Musik - eine schau­rige Zusammenstellung der gruseligsten Disco-Brüller, gemixt mit (keine Ahnung, klingt primär schräg und schrill), gespielt auf höchst exotischen Instrumenten - ist es allemal wert, sich das Dings anzugucken. Wäre von selbst nie auf die Idee gekommen, dass irgendwer eine 70er-Jahre Disco-Kugel auf eine indisch dekorierte bayerische Alm hängt, auf deren abschüssiger Wiese gut hundert grell-bunte Tüll-Schnallen mit violetten Augendeckeln zusammen mit ebenfalls hundert ver-indisierten Travolta-Parodien neckisch auf- und nieder hüpfen. Ich kann Ihnen uneingeschränkt versichern, da haben Sie beim Zugucken einen echten AHA!-Moment. Oder fallen ins Koma.
LynxxAugen
*Aus aktuellem Anlass eine kleine Ergänzung meiner Lieblings-Film-Liste: Ich trage seit gestern stolz ein Ice-Age-Pflaster im Gesicht (wo das Hörnchen lie­be­voll seine dumme Nuss umarmt, schien mir pas­send). Und soeben erfuhr ich – was mich mächtig neidisch macht – dass ein mir randläufig bekannter User im shrek-lichen Land Ganz-weit-weit-weg lebt! Warum passiert mir nie so was? Das ist doch ungerecht.

** Damit im Blog die bildenden Kunst für all jene o.g. Feingeister im Net auch nicht zu kurz kommt, hier eine hoch innovative Statuette? Dingsbums? (Über deren wahren Charakter ich mich mit dem Foto-Künstler, der dieses Kunstwerk verklärt aufnahm, leider nicht einigen kann. Vorschläge an Dummbatze wie uns sind immer willkommen.)

5
Aug
2010

Wenn der Kachelmann zweimal klingelt

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Wehe Sie beschweren sich.
Weil ich mich andauernd wiederhole.
Das ist überhaupt nicht meine Schuld.

Weil, erstens, heute Morgen als ich auf den BP-Jubel- Link drückte (Ich wollte so ein echt tot-ernstes Blog schrei­ben! Irgendwas über den fabulösen Schlamm-Beton-Pfropf, der ganz sicher – dank Murphys verän­der­tem Gesetz der gierigen Spar-Schlampigkeit – zuerst explodiert, dann nach oben ins All rast und beim runterfallen die Erde zerstört.) stattdessen ein Artikel mit der schönen Aufschrift: „NEUES von KACHELMANN“ aufsprang.

Könnte immerhin auch mein Fehler gewesen sein, aber ich glaube eher, dass jetzt jeder irgendwie bedenkliche Link zu Kachelmann führt um uns ab­zulenken. Ja, ja. Kachelmann ist das neue Nessi. So als Sommerloch 2010.
Armes Nessi.

Und sich, zweitens, ein Satz sozusagen beim weg­drücken zwar nur flüchtig in mein gelangweiltes Hirn bohrte, dafür aber dermaßen beängstigend und voll faszinierend war, dass ich auf der Stelle den blöden Artikel wiederhaben wollte. Musste 5 Minuten lang suchen. (Bis ich auf die Idee kam, noch mal auf das BP-Gejubel zu drücken.)

Woraufhin ich mich spontan aus lauter Nächstenliebe - Sie wissen ja, ich bin ein ungemein liebens­wer­tes Geschöpf und sorge mich stets um meine Mit-Men­schen - entschloss, Sie zu warnen!

Es ist nämlich so.
Falls Sie jemals eine fehlgeleitete SMS erreicht (ob ein Anruf auch zählt?) könnte es sein, dass kurz drauf Herr Kachelmann mit einem Koffer vor Ihrer Tür steht und zweimal klingelt.*

Machen Sie ihm ja nicht auf!

Denn der hat in seinem Koffer einen Rohrstock! Rohrstock, Rohrstock! Sie jugendlicher Depp. Das ist ein Stöckchen aus Bambusholz z.B. (innen hohl wie Ihre Birne), kein Metall-Rohr. Gucken Sie doch bei… Meine Güte! Wikipedia sagt: Ein Rohrstock ist ein Schlagstock aus einer pseudo-verholzenden Pflanze. Pseudo-verholzenden Pflanze? Klar. Da ist sogar mein Rechtschreib-Programm verständlicher. Und das ist so dämlich wie… jetzt fällt mir kein Vergleich für ein.

Wo waren wir.
Ach ja.
Bei dem pseudo-verholzten Schlagstock.

Den holt der Herr Kachelmann dann raus. Bindet Sie am Stuhl fest und haut Sie auf den nackten Po. (Da. Jetzt isses raus. Sag ja noch ma WER, ich wäre ver­klemmt!) Muss ein komischer Stuhl sein. Übrigens ist der Stock 50 Zentimeter lang! Das tut bestimmt weh. Pseudo-verholzt hin oder her. Und das wollen Sie doch nicht.

Deshalb…
Was zum…
Wo…

Also echt jetzt!
Die zwei Sätze hätten die auch noch lesen können.
Was machen die überhaupt alle?
Melden fehlgeleitete SMS-sen?

iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii!
LynxxAugen
*Womöglich hab ich mich vertan? Kann das über­haupt möglich sein? Nee. Herr Kachelmann hat halt noch einen Dritt-Job. Für irgendwelche Telekom­mu­ni­kations-Firmen. Die schicken den dann immer los mit seinem Stock, wenn Leute widerrechtlich SMS- sen oder Anrufe, die gar nicht für die waren, einfach so annehmen. Ist doch logisch.

2
Aug
2010

Das ultimative Blog

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Blablablablabla!
Bla?
Blabla!

Blabla bla blablablabla. Blablablabla blabla.
Bla. Blablabla blabla. Blablablabla blabla blablaba.

Blabla. Blablabla. Blabla (blablabla)* blab bla. Blablablabla bla blabla. Blabla. Blabla. Bla!

Bla?

Blablabla. Bla.
BLA!
Blablablabla. Bla bla.
LynxxAugen
*bla!

1
Aug
2010

Die Wahrheit über Jack the Ripper

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Sie kennen doch Jack the Ripper?
Ja? Aha. Immerhin.
Natürlich nicht persönlich.
Denken Sie.
Da haben Sie sich geirrt.

Gestern Abend habe ich mir Kate & Leopold an­ge­guckt. Eine sehr schnuffige Schmonzette mit Herrn Jackman als Sahnehäubchen. Tatsächlich habe ich das Dings nur wegen Herrn Jackman angeguckt. War sehr lehrreich. Das kann ich Ihnen versichern.

Deshalb schaudert’s mich jetzt!

Weil mir in der Nacht jählings klargeworden ist (während ich von Herrn Jackman träumte), was das Mannheimer Gericht schon die ganze Zeit wusste. Uns aber – aus wahrer Nächstenliebe und um uns keine Alpträume zu bescheren – bis jetzt tapfer verschwiegen hat.

Herr Kachelmann ist gar nicht Herr Kachelmann.
Nein.
Herr Kachelmann ist Jack the Ripper!

Ist durch einen Zeit-/Raum-Riss oder über eine Kwanten-Schaum-Brücke (so genau weiß dass das Mannheimer Gericht noch nicht, aber die forschen ganz emsig und sind bestimmt kurz vorm Erfolg, so genial wie die sind) direkt aus dem 19. Jahrhundert hierher geschlupft, in die Schweiz gezogen, Meteo­ro­lo­ge geworden (zugegeben, das hat mich zuerst auch irritiert, ist aber völlig logisch) und nennt sich jetzt Herr J. Kachelmann.

Und warum nun ausgerechnet Meteorologe?
Oder die Schweiz?
Fragen Sie sich jetzt vielleicht.
Na, also bitte.
Denken Sie doch bloß mal an die Terminologie:

Da läuft einem ja der kalte Schauer über den Rücken!
Mörderisches Wetter!
Der Tatbestand ist vernebelt!


Sie müssen zugeben, die Termini beider Professionen überschneiden sich aufs aller engste. Und auch so ein Mann wie Herr Ripper leidet sicher ein bisschen an Heimweh. Das mit der Meteo­rolo­gie war also nix wie eine nostalgische Reminiszenz.* An seine verlorene Epoche. Und die Frage nach der Schweiz war sicher nicht Ihr Ernst?

Am entlarvendsten ist natürlich der Name. Ach? Jetzt sind Sie verwirrt. Echt jetzt. Was haben Sie denn erwartet? Dass er sich allen Ernstes Jack the Ripper nennt? Und hier die aktuelle Wettervorhersage von unserem Moderator Jack the Ripper! (Sie Nase). Er hat halt nur seine Initialen beibehalten. Schlau wie er ist.

J.t.R.


An so was hängt man ja schließlich.
Wie?
Das verstehen Sie nicht?
Na gut. Für die ganz Langsamen.
J. ist ja klar.
Tile heißt Kachel auf englisch.
Ruffian ein richtig fieser Mann.
(Nostalgie, Sie verstehen)
Na bitte.

Da haben wir es doch.

J.t.R.

Ja, und nun ist der wieder auf uns losgelassen. Lauert wie das finsterste Tief direkt über uns (das war rein reth… ach scheiß drauf) und wünscht uns den ultimativen Niederschlag. Wenn ich das Mann­hei­mer Gericht wäre, da hätte ich jetzt aber mächtigen Tiefdruck. Weil, der wird sich denen bestimmt nicht als Schäfchen(wolke) nähern (wollen). Dabei haben die um unser aller Wohl gekämpft wie die wahren Hurrikäne. (?)

Aber die Welt ist böse.
Oder blöde.
Hochwahrscheinlich beides.

Deswegen hat das Karlsruher OLG (ein Haufen schwabbliger Cumuli) die Sache mit der Kwanten-Brücke auch nicht ernst genommen. Ungebildete Graupel-Hirne! Die Suppe soll’s denen verhageln.
Und Zyklone** ihr Leben vergällen!

Und wenn Sie jetzt Morgen früh – harmlos ein Lied­chen trällernd – aus Ihrer Tür treten und da liegt ein brutalst aufgeschlitzter Floccus***. Dann wissen Sie Bescheid. Wer da Schuld dran hat.

Jörg the Ripper-Frosch.
Und der Humilis-Haufen aus Karlsruhe.
Mit seinem Schönwetter-Getue.
LynxxAugen
*Ich bin ja heute ein wahres Schatz-Kästchen an wilden Wörtern.
**Anfrage vom Mannheimer Landgericht: Zyklone? Sind das nicht die in ihrem Sehvermögen beein­träch­tigen, dafür aber äußerst Wachstums-inten­siven Menschen?
***Floccus, Sie Banause. FLOCCUS! Nicht Flokatus. Ihrem Teppich geht’s gut.

28
Jul
2010

Wie Trends entstehen

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Haben Sie sich jemals beim Anblick so erstaunlicher Mode-Erscheinungen wie beispielsweise Tüllröckchen plus Bergwander-Stiefel gefragt, wer – um der Un­ver­sehrtheit unser aller Gehirne willen - sich so einen Scheiß ausdenkt?

Ich nicht.
Hat mich nie interessiert.
Deswegen weiß ich es jetzt.
Um das zu erläutern, muss ich erst mal was Grundsätzliches klären.

Gemeinhin treten Schuhe als Paar auf?
Da stimmen Sie mir sicher zu.

Und falls Sie ihre Schuhe nicht von sich schleudern – was voraussetzt, dass Sie entweder in einer enorm großen Halle leben, eine sehr nachsichtige Versiche­rung, eine Einrichtung inklusive Fenster aus Edelstahl oder eine bewundernswert lässige Einstellung ihr Ei­gen nennen* - sollte sich Schuh Nummer 2 logischer­weise nie allzu weit von Schuh Nummer 1 finden las­sen.

Sollte.

*Ich habe nix davon, weswegen ich jeden Morgen aufs Neue völlig ratlos mein (ohne Fernglas) über­schau­bares Anzieh-Zimmer begaffe. Auf der Suche nach Schuh Nummer 2. Oder 1. Meine Schuhe sind verschwiegen, was das betrifft. Einer ist jedenfalls immer weg. Und zwar immer grade der von dem Paar, das ich anziehen will. Nun weiß jeder Terry Pratchett Fan, dass es irgendwo ein Universum für verloren gegangene Sachen gibt. Hauptsächlich wohl für linke Socken, die sich in der Waschmaschine entmateriali­sieren. Muss von mir schon ein ganzer Sack voll da sein.

Aber Schuhe, die ich einfach so ausziehe?
Gut.
Zugegeben.

Ich bin gelegentlich ein kleines Bisschen vom Hier und Jetzt abgelenkt. Aber deswegen hüpfe ich doch nicht mit einem Schuh kwer durch die Wohnung auf der Su­che nach einem völlig irrsinnigen Versteck für den ande­ren. Da bin ich mir ziemlich sicher. Und bei mir wohnen leider auch keine pelzigen Hausgenossen mehr, denen ich dergleichen zutrauen könnte. Der eine hätte so was fertiggebracht. Das weiß ich ohne jeden Zweifel. Weil damals fast jeden Abend mein Fernsehsender verstellt, meine Chips-Tüte leer und meine Decke und Kissen auf eine ziemlich eigenwillige Art angeordnet waren.

Einmal kam sogar ein Mann von Bofrost und be­haup­tete, ich hätte online eine Pekannuss-Torte und mari­nier­te Hähnchen-Beine bestellt. Ich bin ein vegetari­scher Nuss-Allergiker. Abgesehen davon verursachen mir abgesägte Beine früherer Lebewesen, die in ir­gend­was mariniert werden Angstschauer.

Ach ja. Das waren noch schöne Zeiten.

Aber zurück zu meinen Schuhen. Heute Morgen man­gelte es mir entschieden an Zeit. Denn ich hatte ei­nen Arzt­termin. Und weil ich befürchten musste (nicht zu Unrecht, wie sich rausstellte), dass heute mal wieder ein exotischer-Arzthelferinnen-Tag sein könnte, an denen man besser überpünktlich ist (weil dann immerhin die Wahrscheinlichkeit irgendwo bei 20 Prozent liegt, dass Sie ihren verstümmelt aufgeru­fenen Namen rechtzeitig hören und sich nicht auf eine Unterhaltung einlassen müssen, die am ehesten an eine erste Kontakt-Aufnahme zweier Außerirdischer gemahnt) und ich unter erschwerten Bedingungen zu leichter Bockigkeit neige, beließ ich nicht nur den ei­nen Schuh an meinem Fuß.

Nein.

Ich zog mir einfach einen anderen an. An den ande­ren Fuß. Zu meiner Entschuldigung könnte ich sagen, es war dasselbe Modell. Hat nur eine bisschen abwei­chen­de Farbe. Aber das tue ich nicht. Also mich ent­schuldigen. Schließlich ist es allein meine Sache, was ich an den Füßen trage.

Und wenn Sie zu einem Arzt müssen, der auch noch ein riesengroßes ‚PRIVATDOZENT’ an allen Türen zu stehen hat, ist die Wahrscheinlichkeit ohnehin ver­schwin­dend gering (ich könnte auch sagen, gleich Null), dass so einer irgendwelche Mode-Eigenheiten wahrnimmt. Oder Sie selbst. Es sei denn, Sie hätten ihn so eben einen „lächerlichen Tropf“ genannt. (Ich bin fest überzeugt, Sie hätten die aller verständ­lichs­ten Gründe dafür gehabt.)

Möglicherweise könnten Sie ihm auch ein winziges Momentchen auf den Fuß getreten sein. So was kommt schließlich vor. Sie könnten gestolpert sein. Und Allergiker haben andauernd Nies-Attacken. Und deswegen vorsichtshalber immer ein Taschentuch in der Hand. Wenn Sie also stolpern, und dabei jeman­den (versehentlich) auf den Fuß treten, ist es doch auch nicht unwahrscheinlich, dass Ihnen das vielleicht schon ein Tickelchen benutzte Tempo aus der Hand fliegt. Weil Sie sich ja instinktiv irgendwo festhalten wollen. An einem gefüllten Kittel direkt vor Ihnen beispielsweise. Nicht wahr. Und weil Flugbahnen von zerknüllten Tempos unmöglich vorher berechenbar sind, könnte so eins dann auch… Äh. Ja.

In diesem Falle rate ich Ihnen dringend, das sich nunmehr sofort entfaltende Interesse für Ihre Schuhe auf der Stelle mit einem hämisch-abwerten­den Blick und einem herablassenden „MÄNNER!“ im Keim zu ersticken. (Männer haben immer Angst vor Schuh-Moden.)

Ansonsten könnte es Ihnen passieren - falls Sie an diesem Tag auch noch vergessen haben Ihr Haar aufs penibelste zu kämmen (und möglicherweise beim Aus­wählen Ihrer Socken ein kleines Malheur passiert ist – ich habe übrigens KEINE grün-blau Schwäche, das ist eine ganz gemeine Verleumdung) dass der Tropf Sie plötzlich mit tragisch-ernster Mimik fragt, ob Sie Stimmen hören.

Oder sich für Gott halten.
Oder was ähnlich Bescheuertes.

Ich beschwöre Sie!
Das ist NICHT die richtige Zeit für Witze.
Ärzte haben keinen Humor. Denn schon wenn Sie (völlig richtigerweise) Frage Nummer 1 mit „Ja“ be­antworten, weil just jener Arzt Sie grade so richtig zukwatscht, weshalb Sie natürlich eine Stimme hören, käme keine einziger diesen Berufs auf die Idee über Ihre Antwort zu lachen. Oh nein. Und über die Sache mit Gott will ich erst gar nicht reden. Ich sage nur soviel. Mit ein bisschen Pech lungern am Ende ein Dutzend Irrer um Sie herum, die (wie sie glauben) verstohlen Ihre Socken und Schuhe begaffen, Ihre äh Frisur und dann sich gegenseitig (wie sie glauben) tiefsinnig zunicken.

Ich kann Ihnen versichern, dass ist nur lustig, wenn Sie grade unendlich lange Zeit und Weile haben, sich gern in Krankenhäusern rumtreiben und darin geübt sind, sehr, sehr aufdringliches Gesindel zu vertreiben, das „es nur gut“ mit Ihnen meint.

Das ist eine Drohung!
Glauben Sie mir.

Wenn Sie das jemals hören sollten, hilft nur noch eins: Sie müssen diesen gut-meinenden Menschen schnurstracks und zweifelsfrei klar­machen, dass sie viel (aber so was von viel) lieber ein ganz besonders schlecht gelauntes Stinktier nerven wür­den, als aus­gerechnet Sie. Ich versichere Ihnen, man wird Sie freudig und schnell verabschieden.

Und jetzt hätte ich doch beinahe die Sache mit dem Trend kreieren vergessen.

Beziehungsweise meine beiden verschiedenfarbigen Schuhe. Die – nach einem leisen Flüstern des hum­peln­den Tropfs – sogar von der herbei geeilten Exo­ten-Tussi bewundernd begafft wurden. Und ich bin mir ziemlich sicher, so verzückt wie die aussah, for­mulierte sich in ihrem Kopf schon eine Massen-Mail an sämtliche Kolleginnen. Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie demnächst in Ihrer Arztpraxis auf Ange­stellte mit zweierlei Schuhen an den Füßen treffen.

Da bin ich für verantwortlich.

LynxxAugen

25
Jul
2010

Das Geld, das Öl und die Massenmörder

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Am 21. Dezember 1988 startete die „Clipper Maid of the Seas“ mit 243 Menschen und einer Bombe an Bord in Frankfurt am Main.* Um 19:02 Uhr und 47 Sekunden verschwand Flug 103 über der schot­ti­schen Kleinstadt Lockerbie vom Radar.

Präzise gesagt hatte am 21. Dezember 1988 um 19:02 Uhr und 47 Sekunden eine Gruppe libyscher Geheimdienst-Offiziere im Auftrag ihres Präsidenten Gaddafi 270 wahllos ausgesuchter Männer, Frauen und Kinder ermordet. Mit einer Bombe, die in Frank­furt am Main trotz vorheriger Warnung vor einem Anschlag problemlos in die Maschine gebracht worden war.

Am 03. Mai 2000 begann der Prozess gegen Abdel Basset Ali al-Megrahi, dem ehemaligen Sicher­heits­chef der Libyan Airlines in den Niederlanden, wo al-Megrahi aus taktischen Gründen seit mehreren Jahren lebte. Der schließlich doch noch stattfindende Prozess, mit dem Libyen - aus welchen Gründen auch immer - so gar nicht gerechnet hatte, bewegte Herrn Gaddafi zu einer seiner grandiosesten Schmieren­vor­stel­lungen vor der UNO. Al-Megrahi wurde am Ende wegen Verschwö­rung und Massenmord zu einer lebenslangen Haft­strafe verurteilt.

Am 29. Mai 2002 offerierte Libyen eine Summe von 2,7 Milliarden US-Dollar als Entschädigung für die 270 Mordopfer. Einen Grund sich schuldig zu fühlen, sah in Libyen allerdings niemand. Eine Haltung, die sowohl in Libyen, aber auch in den meisten anderen arabi­schen Staaten, besonders bei den Palästinensern ihr grausiges Echo in allen Medien fand, die den Massen­mord frenetisch bejubelt hatten. Und nunmehr ganze Salven blödsinnigster - von ihren westlichen Freun­den vorgeplapperter - Plattitüden von sich gaben, in denen selbstverständlich das Wort “Rassismus” wahre Idioten-Orgien feierte.

Am 15. August 2003 überreichte der UN-Vertreter für Libyen, Ahmed Own, dem Weltsicherheitsrat - in für libysche Verhaltensmuster geradezu unerhört diskreter Weise - einen Brief, in dem Libyen formal die Verantwortung für das Lockerbie-Verbrechen übernahm.

Am 20. August 2009 wurde al-Megrahi wegen einer angeblichen Krebs-Erkrankung begnadigt, weil die begutachtenden Ärzte ihm eine Lebenserwartung von allenfalls noch maximal drei Monaten prognosti­zier­ten.

Abdel Basset Ali al-Megrahi lebt heute als Volksheld in Libyen. Gibt dem total unabhängigen und total de­mo­kratischen Sender al-Dschazīra grinsende Inter­views und eifrigen kleinen Nachwuchs-Mördern Auto­gramme. Und zwischen all seinen Terminen (er darf sogar auf ein Helden-Epos als Film hoffen) macht er Urlaub mit Gaddafi und Konsorten.

Putzmunter und kerngesund.

Vorige Woche gab die britische BP bekannt – nach­dem der ehemalige englische Justiz-Minister Straw den Deal versehentlich ausgeplappert hatte - dass die Firma tatsächlich „demnächst“ im Mittelmeer, vor der Küste Libyens mit Tiefseebohrungen nach Öl beginnen wolle. Die dafür notwendigen Lizenzen habe man 2009 von Libyen erworben.

Und eigentlich sollten die Bohrungen schon begonnen haben. Die Pappmaché-Teile und das Klebeband zum zusammen kleistern ihrer ersten Mittelmeer-Tiefsee-Bohrinsel ständen allemal bereit.

Es kam ihnen aber was dazwischen.

Das „was“ ist der gesamten Welt unter dem Namen „DeepWater Horizon-Katastrophe“ bekannt. Die bis­lang noch nicht mal ansatzweise vorhersehbaren Fol­gen dieses durch unsägliche Geldgier verursachten BP Debakels unter der Bezeichnung: „Größte welt­wei­te Öl-Pest und mö­glich­er­weise irreparable Zer­störung der Umwelt am und im Golf von Mexico“.

Ein Zwischenfällchen niederen Ranges für die Öl- Industrie, das mit einem Lügen-Deckel und der Hilfe wohlgesonnener Medien hurtig beseitigt wurde.

Und so sind nun alle glücklich.
Libyen kriegt sein Geld dreifach zurück.
Die beteiligten Ärzte sind Millionäre.
BP darf das Mittelmehr Gewinn bringend verseuchen.
Und Herr al-Megrahi sonnt sich in seinem Ruhm.
In einer Villa am Mittelmeer.

Wenn das keine Ironie ist.
LynxxAugen
*Die Deutschen erklärten Tage nach dem Anschlag eher träge und unlustig, sie hätten die Bomben­warnung leider unter einem Stapel Papier übersehen. Das ist nur eine von vielen ekelerregenden Ausreden und Verdrehungen, die in der lapidaren Mitteilung gipfelte (siehe Wikipedia Deutschland, dass es „da“ irgendwelche Opfer gab und „da“ auch welche und auch noch „dort“. Wer es genau wissen will, kann die ja zusammenzählen. Und woran genau die gestorben sind, ist unklar. Na gut. Sie sind mit dem explo­dier­ten Flugzeug aus der Luft gefallen, möglicherweise auch auf ein paar Land-Eier. Aber wer weiß denn, ob nicht so- und so viele überlebt hatten? In den Bäumen hingen und erfroren sind, weil die Be­hör­den nicht schnell genug durch die brennenden Wälder und Felder gelaufen sind?

Und wer die waren? Na, also bitte. Wieso sollte irgendwer wissen wollen, wer in einem x-beliebigen Flugzeug rumlungert. Und wenn's runterfällt reicht doch eine Galerie mit kleinen National-Fähnchen völlig aus.

Jedem, der sich über den heutigen Kenntnis-Stand annä­hernd Wirklichkeits nah informieren will, emp­feh­le ich auf jedem Fall die deutsche Wikipedia-Sei­te zu meiden. Der Bericht ist tendenziös, in Teilen un­ver­schämt und herablassend den Opfern gegenüber, ignoriert oder verfälscht sogar Geständnisse der Schuldigen und ist an jeder Stelle bemüht, den (beinahe schon obligatorischen) Beitrag Deutsch­lands zu von Arabern verübten Terroranschlägen an wahllos gewählten Menschen runterzuspielen.

Hier der Link zur englischen Seite: http://en.wikipedia.org/wiki/Pan_Am_Flight_103

Noch ein paar ganz persönliche Worte:

Ich erinnere mich bis heute viel zu gut an eine ‚Demonstration’ kurze Zeit nach dem Anschlag. In Frankfurt, wo Massen von Abschaum, die Köpfe mit Palästinenser-Tüchern umwickelt, die geballten Fäuste nach vorn gestreckt ihre Sympathien mit den Mördern bekundeten und wahrhaftig Anti-Israel-Plakate schwenkten.

Mir ist schon klar, welche Art Gesindel das war, aber wie sie da so an mir vorbeizogen, diese unappe­titli­chen (mit ihren wild fuchtelnden Armen beinahe den Hitler-Gruß imitierenden) Karikaturen, wie sie rum­lär­mten und kreischten (mir schien es fast vor Freu­de) da, ganz genau in dem Moment, schämte ich mich zum ersten Mal aufrichtig nunmehr eine West- Deutsche zu sein.

Ach. Und das wir uns nicht falsch verstehen. Das waren keine rechten Gröhl-Trupps. Ganz im Ge­gen­teil. Die Sorte nannte sich stets links.
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is ihm 17 mal vorn schießprügel gelaufen. hatter gesagt....
NoXxLynXx - 30. Apr, 22:13

randwertiger fall von 'mit Blumen überschüttet' gewesen. :) hab...
NoXxLynXx - 21. Apr, 12:24
nu grade
nich :)
NoXxLynXx - 16. Jan, 10:15
süß!
ein prätentiöses fräulein hehe
erphschwester - 16. Jan, 10:14
haare sind beinahe
fotografisch augen und mund absolut unter-wasser-mäßig
erphschwester - 16. Jan, 10:14

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